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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 1.1896/​1897

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Nr. 32 (9. Mai 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55168#0379

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Preis vierteljährlih 3,— Marf,
Jür die Mitglieder der Runft- und
Rünftler = Dereine 2,— Marf,
Poftzeitungslifte Yr. 1174.





Alle 8 Tage erfheint eine Nummer,
* anfevaLe
Foften 40 Pfennige für die 4 gefpaltene
Nonpareille-Zeıle.

ihum Beffen in Darmftadt, des Anbheltifhen Runftz -



I fäalw;iuug.


Yaem Rreife von Rünftlern und Runftfreunden, welche fich
. um Goethe während deffen römifchem Aufenthalte gruppirten,
gehörte aucdh der fachfen-gothaifche und ruffifche Bofrath
Reiffenftein an. Ermwar Direktor des Erziehungs-Jnftitutes
für ruffifhe Rünftler zu Rom und die anerklennenden Worte, welche
Goethe in feiner „Jtalienifchen Reife* miederholt diefem Manne
widmet, laffen auf eine vornehme, begabte Yiatur fchließen. Mit
Reiffenftein ‚verfehrt Boethe fhon in den erfien Tagen feines
römifchen Aufenthaltes (8. November 1786), und der erftere will
fich nur ungern mit Goethe’s Jnkognito (er reifte befanntlich unter
dem Namen Raufmann Möller aus Leipzig) befreunden. Mit
— Cifhbein, Badert, Angelica Raufmann feben wir den Bofrath
KReiffenftein befreundet, und wiederholt treffen wir den Dichter in
deffen gaftlihem Haufe zu Frasfati, wo die heitere Rünftler-
Folonie bei gemeinfamen Ausflügen die landfchaftlihen Schön-
heiten bemwundert, - An Ddiefen Mann werden Stemde von
Diftinftion empfohlen und er fcheint „fein Amt,
führen und 3u unterhalten, gebörig ausfiudirt‘ zu haben, wie
Boethe einmal fagt. ; -

— Wüittel Hofrath Reiffenftein zur Unterhaltung feiner meift dilettirenden
Schußbefohlenen verfügte; mwir vernehmen bierüber wie folgt:
„Bier in Rom, wo man fo viele Fremde fiebt, die nicht
alle der höheren Runft wegen Ddiefe
fondern audh wohl auf andere Art unterhalten fein wollen, ift
man auf Allerlei vorbereitet.
welhe Handgefchicklichkeit und Handwerksluft verlangen,
man es bier fehr weit
ins Yntereffe zieht.“

/ „Dabin gehört die Wachsmalerei, Ddie einen jeden, der
jidh einigermaßen mit Wafferfarben abgegeben bhat, durch ihre
Dorarbeiten und Vorbereitungen, fodann zuleßt durch das Ein-
brennen und was fonft noch dazı gehört, mecdhanifd) befchäftigen,
und einen oft geringen Runftwerth durch die Yienheit des Unter-
nehmens erhöhen fann. Es giebt gefchidte Rünftler, die hierin

‚ Unterricht geben, und unter dem Dorwand der Anleitung oft
das Befte‘ bei der Sache thun, fo daß zuleßt, mwenn das vom
Wachs erhöhte und glänzende Bild in goldenem Rabhmen erfcheint,

_ Sie {höne Schülerin ganz überrafht von ihrem unbewußten
Talent dafteht,** ; . . ‚

Außer diefer enfanftifhen Wacdhsmalerei, von welder

— im Weiteren zu berichten fein wird, Fannte Reiffenftein noch ‚ eine

„Aandere artige Befchäftigung‘, nämlich hobl gefchnittene Steine

worin
gebracht hat und die Fremden gern mit






die dann mitgebrannt wurde, Sdie fo entftandenen Heinen Runft-
werfe (Medaillen ı1C.) zu feftigen. „Ou allen diefen Dingen hatte
Hofrath Reiffenftein in feinem Haufe, oder wenigjtens in feinen
nächften Umgebungen, die nöthigen Geräthfchaften und Anftalten.“*


gab dazır die befte Gelegenheit“
genug ausgefehen haben.
Boethe, weldhen der entgegenfommende BHausherr
und gefchäftig‘“ in Ddiefe Thätigkeiten eingeführt Dhatte,
aber „eine fortgefeßte Befchäftigung der Art nicht auf die Danuer
behagen, da fein eigentlicher Trieb, durch Nachbildung von Natır-
und Runftgegenftänden Hand und Augen möglichft 3zu fteigern‘“
3u mächtig war und zudem eine Gefellfhaft von einigen Rünftlern
iDn bald nacdh Fraskati entführte, ‘
Jn dem September-Bericht 1787 (zweiter römifcher Auf-
enthalt) erfahren wir Genaneres über die in Rede {tebende Wachs-
malerei. Zum Verftändnif der bhier folgenden Stellen aus
in den leßten

und mag es in diefer malerifch

„millig ;

Campaniens, Pompeji und
auf die antifen Malweifen,
und daß vielfache
VDorfchläge und Derfuche, Fritifche Abhandlungen u dergl, über
diefes Thema die damalige Runftwelt in nicht geringe Aufregung
verfeßten. Die einfhlägige Literatur darüber ift ungemein reich-
baltig und mährend die Einen die Rekonfiruktionen des Brafen
Caylus, das Wachs

3u verwenden, vertheidigten, fchloffen fich viele Andere der Anjicht


als Wachsfeife und nachherigem Erwärmen des Bemalten die
antife Technif wieder entdekt zu haben glaubte, SHwifchen diefen
Ertremen gab es nodh mandhe andere Methoden, das Wachs zur
Malerei 3zu benußen, weldhe anfzuzählen hier 3u weit führen
mwürde. Gleichzeitig (1784) war Ddie bedeutfame Schrift des


erfchienen, weldhe fich eingehend mit der Srage der Wachsmalerei
bei den Alten befchäftigte. . .
(a.. a. ©.) Dbefchriebene Wachsmalerei ift
er [Ohreibt: „Yene Runft, eine
Wachsfeife zum Bindemittel der fFarben anzuwenden; war vor
Rurzem wieder in den Bang gefommen, und da es in der
Runftwelt hauptfächlich (?) darum zu thun ift, die Rünftler. auf

Die von Goethe
 
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