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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 32,2.1919

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Heft 7 (1. Januarheft 1919)
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Avenarius, Ferdinand; Callwey, Georg Dietrich Wilhelm; Neurath, Otto; Schumann, Wolfgang: Eine Erweiterung des Kunstwarts: an die alten und neuen Leser
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Avenarius, Ferdinand: Zum neuen Jahr: Deutschland als Verbrecher
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https://doi.org/10.11588/diglit.14376#0018

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zur Miturbeit am neuen Deutschland am milligsten sind, es erhofft vom
alten Ansehn des Kunstwarts einen mächtigen Helfer für seine nichts
weniger als alexandrinischen Bestrebungen, für seine Arbeit, die durchaus
dem Leben dienen will.

So erbitten beide Teile für diese neue Art der Verbündung die Freund-
willigkeit unsrer Leser. Kosten entstehen diesen aus der Vennehrung
nicht: der Kunstwart wird mit „Wirlschaft und Lebensordnung" zu dem
gleichen Preise geliefert wie bisher.

Am die Gebiete der Verantwortlichkeit schon für den ersten Blick zu
trennen, werden die Blätter des Wirtschaftsmuseums in Altschrift, in so-
genannter „lateinischer" Schrift gesetzt.

Beiträge für „Wirtschaft und Lebensordnung" bitten wir unter der Aus-
schrift zu senden: „Redaktion der Blätter des Deutschen Wirtschaftsmuseums,
Dresden-A. s6, Trinitatisstraße 23/11." And zwar atle Beiträge solchen
Inhalts, da der Kunstwart auch die für seine Spalten bestimmten Hand-
schriften dieser Art im Falle der Annahme seinen Lesern durch die Blätter
des Museums zugänglich machen wird.

Für den Kunstwart: Für das Wirtschaftsmuseum:

Dr. Ferd. Avenarius, Dr. Otto Neurath,

als tzerausgeber als Direktor

Georg D- W. Callwey, Wolfgang Schumann,

als Verleger als Generalsekretär

Zum neuen Jahr

Deurschland als Verbrecher

^W^eutschland muß seine Sünden büßen." „Das deutsche Volk muß für
Verbrechen strenge bestraft werden." „Die Menschheit muß
» Deutschland für seine Missetaten züchtigen." Also macht man Deutsch-
land so den Prozeß, wie das der Sittlichkeit und der Zivilisation ent-
spricht. s. Was die Voruntersuchung betrifft, so werden die Beschuldi»
gungen von Deutschlands Gegnern ohne weiteres als wahr angenommen
und seine eigenen Gegenbehauptungen ohne weiteres als unwahr. 2. Leiter
dieser Voruntersuchung ist der Gegner des Angeschuldigten, die Lntente.
5. Auf Grund des so objektiv ermittelten Sachverhalts wird das tzaupt-
verfahren eröffnet und geleitet vom unparteiischen Gerichtshofe, das
heißt: ebenfalls von der gegnerischen Partei, der Entente. s. Als ein-
wandfreie Zeugen werden nur solche anerkannt, welche Deutschland be°
lasten, diese aber auch ohne Rücksicht darauf, ob die Zuverlässigkeit be-
streitbar ist. 5. Aussagen des Angeklagten Deutschland werden nur dann
beachtet, wenn sie etwa das in der Voruutersuchung gegen ihn An-
genommene bestärken. 6. Als Geschworene richten Feinde des Angeklagten.

Die Strafgelder und sonstigen Gegenstände der Konfiskation, zu denen
sie den Angeklagten verurteilen, werden unter ihnen, den Richtern, ver-
teilt. 8. Dieses geschieht um der Fretheit, der Sittlichkeit und der Ge-
rechtigkeit willen, kurz: zum Siege der höchsten Güter der Menschlich-
keit. Aber was zeichne ich solch ein Gerichtsverfahren? Ls gibt ja
etwas, das noch wesentlich einfacher ist, um Deutschland als Verbrecher
zu „bestrafen". Man behauptet eben: es ist so, dies und das hat es
verdient. Und da man die Macht hat, so hat man ja das Recht.

Wie stellen wir Deutschen uns dazu?
 
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