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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 32,2.1919

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Heft 8 (2. Januarheft 1919)
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Avenarius, Ferdinand: Der Kanzler
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14376#0068

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Landauf, landab, datz, roas fonst grün und rot,

Staub selber rvird und dürr nun nrit öir fegt

And nrit dir lechzt. Grotz rvär öein wcltreich, Alann?

Die llleinheit rvär's, — denn nrit denr Raunr hört's auf,

Die Lng« rvär's, — das öie Geöanken xreßt,

Die Arnrut rvär's, — nährt sich ein lferz von Gold?

Grosz tvär dein Reich? Grotz rvie die wüfte rvär's,

Mit Sand und Lfitz und Trugsxut in der Luft,

Die Lröenrvüste rvär's, es rvär der Tod!

Anr Schaffen nrordest du . . .

(er hält inne und betrachtet ihn -üjber)
doch bist du stark,
weil dn dem wahne dienst . . .

Aanzler (der bisher ruhig auf und ab gcgangen. bleibt vor Faust stehn

und sxricht langsanr):

wären rvir nicht

Allein, vielleicht, ich disxutiert nrit dir,

Denn es ist klug, den Anschein rvachzuhalten,

Man ging den Reden andrer xrüfend nach.

Und öoch: rvcr unternr lfut noch trägt, rvas ich
Anr Fuß längst abtrat, rver noch Iugend hat,

Der tut rnir leid, rvenn nreinen Areis er stört,

So daß die Sache rvill, daß ich ihn töte.

Und da in nrir ein seltsanr Lüsten lebt,
von Aeit zu Zeit ein weilchen rvahr zu sein.

So ehr ich ihn durch «hrliches Gesxräch.

Daß keiner nrehr vor Ulenschen zeugen darf,

Der in mich sah, verstehst öu.

(Ulingelt. Bervaffnete. Zum ksauxtmann:)

Diesen kserrn

Zn ritterlichc ksaft, dorthin, rvo jüngst
Der Literat verstarb.

Vom tzeute fürs Morgen

Zm tiefsten Ernst

er jetzt nicht nnter uns weilt,
kann der sich das deutsche Erleben
der Gegenwart überhaupt vorstellen?
Ich sollte denkcn: weder Schreib- noch
Druckpapier kann's spicgeln, Auf der
einen Seite das große Verzichten, auf
der andern das großc Hoffen, und da-
zwischen dieses Durcheinander init
Kämpfen und Irrcn, dieses Strndcln
aber auch Duseln der Einflüsse von
beiden Seitcn hcr. Von unten her
ans sich öffnenden gärenden Defcn ein
Gebrodel und von den Veiseitgedräng-
tcn her ein aufgeregtcs Kleinlichkeit-
kochen. Was wird daraus?

Man sieht nnn wohl allcnthalben

ein, daß man nicht nnr durch die All-
deutschen zu schwersten Irrtümern ver-
führt war, sondern auch durch die Ideo-
logen, die sich vom Vorspiegeln des
Völkcrbundes durch die Entcnte-Pro-
paganda bis zum Auflösen aller
Machtmittel der Verteidigung und der
Ordnung im Innern hinreißen ließen.
Man sieht es wohl allenthalben ein,
wic Gefährlichcs man wagte, vielleicht
allerdings wagen mutzte, als man
sich mit einer kleinen Minderheit ver-
band, und dann „Sicherungen der Re-
volution" fchaffen wollte, statt dic Wah-
len zur Nationalversammlung ohne dcn
Zeitverlust eines einzigen Tages über
das Unerläßliche hinaus auszuschrci-
 
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