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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 32,2.1919

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Heft 7 (1. Januarheft 1919)
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Böhm, Hans: Silvester
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14376#0033

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Silvester

ist wshl harte Mitternacht,
''Ls ist rvohl Todesgrauen.
lvirö unser keiner, öer hent ivacht,
Die liebe Sonne schanen?

lvir sterben lana vorm LNorgenrot
Tief in öer kältesten Stnnöe.
lvas rvir gesehen, rvas nns geöroht,
Das stirbt mit nnserm Mnnbe.

Doch nach uns tommt, nach nns öas Licht.
Der stille hohe Morgen,

Ich seh dich, Deutschlanö, im Gesicht
In Gotteshulö geborgen.

Dn siehst vorans öen weiten Tag
Bis fern ;nm Abendleuchten
Vor Herzens Überfnlle mag
Sich öir das Auge feuchten.

wein' nicht um uns! Schau nicht zurück!

Schaff ohne Rast nnd Rene!

wir glaubten an dein werk und Glück,

wir hielten wacht in Treue. lhans Böhm

Vom Zeute fürs Morgen

Vorwärts!

eujahr l9l9^l9l8'^l9l^"'i9l6—l9G—

Das ist ein furchtbares Zu-
rückschauen! Und nicht auch ein furcht-
bares Vorwärtsschauen? So hat uns
denn die Äbermacht zerbrochen, kör-
perlich und geistig?

Freilich, Neujahr l9l9 sitzen die deut-
schen Männer wieder am eigenen Herd.
Eine stille Glückseligkeit lebt wieder in
manchen deutschen Herzen auf, trotz
alledem. Das deutsche Haus ist nicht
zerbrochen. Manchem ist es fremd,
manchem aber ist es in seiner stillen
Traulichkeit auch hciliger geworden.
Kommt, wir wollen uns zusammentun
zu Kampf und Arbeit fürs deutsche
Haus und seine reine Zukunft!

m Morgen des 9- Novembcr sah
ich den Iug mit der roten Fahn«
an mir vorübergehen. Was soll wer-
den? Zu all der Not auch noch dies!
Da eilte ein fröhlich Trüpplein junger
Gesellen daher, Mitglieder meines Iu-
gendvercincs, junge tüchtige Arbeitcr-

kinder. Ich faßte mir sie, ganz entsetzt
über ihre Fröhlichkeit, die nicht die
Frage sieht: Was soll aus unserm
Vaterlande werden, wenn nun alles
niederbricht? Aber meinen Sorgen
leuchtete aus den jungen Gesichtern ent-
gegen: „Wir bauen nun unser Vater-
land! Wir bauen Frieden, Gerechtig-
keit, Segen!" Das war so zuversichtlich,
daß mein Mund stiller und mein Herz
aufmerksamer wurde. Ist es doch etwa
wieder einmal so, daß nicht nur Hoff-
nung, daß auch Kraft aufglüht in der
Hütte, während sie in den Palästen cr-
loschen sind? Was ist uns alles mit
hinabgerissen in diesen Abgrund, den
die Geldgier der Kriegsgewinnler, die
behagliche Denkträgheit und der Wahn
falschcr Ideale gruben! Aber dort in
der Arbeiterschaft glüht eine neue
echte Hoffnung: Wir schaffen es nun!
Ist das die Hilfe, die das Geschick
uns sandte?

m s. Februarheft VsS schrieb ich
im Kunstwart, wie verschieden wir
 
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