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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 32,2.1919

DOI Heft:
Heft 8 (2. Januarheft 1919)
DOI Artikel:
Bohnstedt, Herbert: Karl Christian Planck: zu seinem 100. Geburtstage am 17. Januar 1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.14376#0060

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Karl Christian Planck

Zu seinem 100. Geburtstage am 17. Januar 1919

^s^in Iahrhundert ist seit Plancks erstem Geburtstag vergangen, aber
E ^ es ist, als wäre auch heute die Welt noch nicht reif für die Gedanken,
^^die er, wohl einer der deutschesten der Philosophen, am Abende
feines Lebens noch einmal zusammengefaßt hat. Was an Planck eigen-
artig ist, das festzustellen, dürfte die weniger wichtige Aufgabe sein.
Die wichtigere: nachzuschauen, inwieweit er die entscheidenden geistigen
Strömungen verbunden hat.

Seine Zusammensassung ist geschehen einerseits unter dem Gesichts-
winkel eines unbedingten Realismus, anderseits in der Aberzeu-
gung, daß die Philosophie innig verwoben mit allem Denken und tzan-
deln, daß sie' — wirklich Erlebnis geworden — tatenbestimmend
in jeder Weise ist. Eine intellektuelle Betrachtung stünde daher vor der
schwierigen Frage, was bei Planck in erster Linie einer Würdigung zu
unterziehen sei — seine naturwissenschaftlichen Systeme („Grundzüge einer
genetischen Naturwissenschaft oder einer Mathematik der Natursormen"),
fetne Entwicklungslehre („Aber Gegensatz imd Ziel der morgenländisch-
und der abendländisch-christlichen Entwicklung«, — „Wahrheit und Flach-
heit des Darwinismus"), seine Religions-Forschungen und Kritiken („Ur-
ftumng des Mosaismus", „Äber die religionsgeschichtliche Stellung des
Iudentums"), seine sozialpolitischen Arbeiten („Der bürokratische Staat
nach seinem Ausgangspunkt und Ziel^) oder schließlich seine rein philoso-
phischen Abhandlungen („Die Weltalter", „Logisches Kausalgeseh und
natürliche Zwecktätigkeit").

Lassen wir ein abschließendes Werk, sein „Testament", zu uns sprechen,
sein „Testament eines Deutschen"! Es krönt ohnehin die Arbeit Plancks.
Alles, was er an Grundlegendem und Weltbestimmendem gefunden und
fich inmitten ständiger Anfeindung und entwürdigender Behandlung er-
rungen hat, finden wir hier in seiner organischen und in seiner universellen
Forni. Planck leitet das „Testament" zudem mit einer Prophetie ein, die
das Schöpferische, Weltumspannende seiner Ideen wie mit einem Pan-
orama darlegt.

„Die wahrhafte aus dem Innersten schaffende Kraft, die allein dies
kurze Dasein mit unvergänglichem Werte durchdringt, die ihm das Siegel
rein menschlicher Weihe und Schönheit gibt und es zu einem Leben für
die Ewigkeit macht" — das ist zugleich auch der Wesenskern seiner Meta-
physik. Der reine Geist, aufgefaßt als Schaffens- und Gestaltungskraft
und somit auch als die alles in sich schließende Gesamteinheit, wird der
Anfang alles individuellen Seins. Diese metaphysische Grundlage ist
insofern besonders geartet, als Planck das Nach- und Nebeneinander als
Attribute der „selbstlos lichten und feurigen Konzentration" der durch
Kant letztlich begründeten idealistischen Auffassung von Raum und Zeit
als subjektiver Anschauungsformen gegenüberstellt. Anter diesem Leit-
gedanken führt er uns nun durch das ganze kosmische Werden. Weil
sür ihn alles in dem Arprinzip des Rein-Geistigen wurzelt, überhaupt
erst Stufen seiner „Objektivation" darstellt, muß alle mechanische und
äußerliche Anschauung fallen und einem tiefdringenden, jedes nur in
seinem Zusammenhange mit der übrigen unendlichen Fülle erkennenden
und verstehenden Blicke alle Rechte zugestehen. „Nur die falsche Los-
 
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