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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 32,2.1919

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Heft 12 (2. Märzheft 1919)
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Böhm, Hans: Neue Gedichte von Hans Böhm
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14376#0190

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D«r Witwer

erschrickst L»u. lieLer Schwager.

^weil hier alles ist wie «inst?

Still, ich weitz schon, wie Sn s nreinst,

Doch öas nrntz so bleiöen: öort ihr Lager
Neben nreinenr, — öas ist siitz unö schwer.

Unö öas Morgenkleiö — kennst öu s nicht nrehr?
Auf öenr waschtisch ihre Siebensachen,

Anr für nrich sich schön ;u nrachen.

Dann inr Lrühstückzinrnrer
An öenr runöen Tischchen inrmer
Ihr Besteck unö Stuhl nrir gegenüber.
bsier ein Stünöchen heller oöer trüber,
Dann zur Arbeit in öie Staöt.

Leise geh ich weg — nur blick ich nie
Aunr Balton enrxor, wo sie
Mir noch nachgesehen hat.

Drüben tu ich nreine Arbeit öann,
weil ich nrich auf etwas freu«n kann —
Auf die Stunöen hier
Abenölich allein nrit ihr.

Manchnral steh ich vor öer Tür« still,
Gb sich's örinnen regen will.

Leise tret ich ein, rnr Dänrnrerlicht
Mich enrxfängt ein unsichtbar Gesicht.

Lrsundschaft

-^^er Freuöen Strönre unö öer Schnrerzen,
-^^Die weitz unö öunkel sich in wut
Genrischt, bekänrxft in öiesenr lserzen,

Du kennst sie gut.

Lin Blick, ich rang nicht nrehr allein:
Gin wort zu öir, öer Struöel sank
Unö atnrenö war ich wieöer nrein.

So habe Dank.

Vom Heute fürs Morgen

Fühten, lernen, wollen
/^ie sagen," antwortete mir einer, „für
»>^sein Heiligstes zn sterben, ist gött»
liche Kraft! Liebknecht starb für sein
Heiligstes. Aber sein Heiligstes war
ein Irrtum. Kann das Göttliche sich
irren?" — Ia, es ist das Göttliche,
daß wir uns einem Wollen des Guten
hingeben können bis in den Tod hinein.
Aber die innere Sicherheit, daß wir
redlich und treu das Gute wollen, gibt
noch nicht die Gewißheit, daß wir ver->

standesmäßig erkannt haben, was in
diesen Verhältnissen das Gute i st, gibt
uns noch nicht die Sicherheit, daß wir
Lage und Not der Menschen wirklich
kennen, denen wir helfen wollen. —
Ist der gättliche Wille in voller Stärke
da, so wird er ein mühsames Lernen
über die Verhältnisse der Welt und
die Nöte und Kräfte der Menschen,
wird er ein mühsames Austauschen
mit denen, die besser als wir die Welt
kennen und mit den Menschen, deren
 
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