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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 32,2.1919

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Heft 8 (2. Januarheft 1919)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.14376#0077

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Völkeebund

asselbe Vernunftgebot, das die in
einenr Dorfe znsammenlebender!
Menschen einigt, das Rechtsgesetz unter
sich anznerkennen, dasselbe Vernunft-
gebot, das verschiedene Dorfgemeinden
im Kanton, verschiedene Kantone in
der Eidgenossenschaft vereinigt, dasselbe
Vernunftgebot, welches in Amerika eine
Menge Staaten, die an Flächengehalt
Europa nbertrefsen, unter dem Nechts-
gesetz verbindet — dasselbe Vernunft-
gebot fordert mit Notwendigkeit, daß
dereinst alle Völker das Rechtsgesetz
unter sich anerkennen, und zwar sobald
sie zu dem Grade von Aufklärnng ge-
kommen sein werden, um einzusehen,

daß alle Einzelnen uird also die ganze
Menschheit ihrem Zweck in eben dem-
jenigen Grade näher komme, in welchem
das Rechtsgesetz in größeren Kreisen
zur Herrschaft gelangt, nm einzusehen,
daß gegenseitige Befeindung in mili-
tärischer und merkantilistischer Hinsicht
ihre moralischen und materisllen Kräfte
gegenseitig schwächt und daß ein Kampf
zwischen Hunderttausenden vernünftigen
Menschen dem Sittengesetz ebenso viel-
mal mehr zuwiderlaufe, als ein Kamps
zwischen zweien . . . Aber noch ist das
Recht immer auf seiten dss Siegers,
auch wenn er Verträge bricht.

Friedrich List

Unsre Bilder

^^Hir haben den Lesern schon wiederholt (so Kw. XXX, 8 und XXXI, 2Y
D HBlätter nach Else Wiegandt vorgelegt, einer der nicht gar vielen
^ „Modernen" in der bildenden Kunst, die nicht bloß nach einer neuen
Grammatik reden, sondern damit auch Starkes und Tiefes zu sagen haben. „Ur-
welt." Es ist aber eine Urwelt, die immer noch lebt, die jeder in sich selber
gelegentlich aufsteigen fühlt, die dann und wann auch ins öffentliche Leben
kommt, bei Krieg, zum Beispiel, und bei Revolution. Die künstlerischen Mittel
sind aufs letzte vereinfacht, da aber geblieben ist, was nicht nur redet, sondern
ausdrückt, so ist das Bild voller Kraft. Diese Linien sind im Wirklichen so,
wie sie hier erscheinen, unmöglich, diese Lichtführung ist so, wie hier, unmög-
lich, aber wenn alles unheimlich ist, so ist doch alles wahr. Traumhaft wirkt
es, „unterbewußt", Du Prel hätte gesagt: aus paläontologischer Weltanschau-
ung. Ans ist es immer wieder wunderlich, wie wenig die landläufige Kunst-
kritik auch vor den Bildern der „Modernsten" Äußerlichkeiten, Maniriertheiten,
Gewollt- und Gemachtheiten von Erlebnissen zu sondern weiß, als käm es in
der Kunst auf die Richtung an, nicht auf die Eigenkraft.

Die Kopfleiste mit dem Winterbildchen, von Fritz Philipp Schmidt, ist
aus Avenarius' „Hausbuch deutscher Lhrik", das Schlußstück, von Wilhelm
Roegge, aus dem „Deutschen Spielmann".

Herausgeber- vr. k. e. Ferd. AvenariuZ iu Drcsden-Blascwitz; verantwortlich: der Herausgcber —
Derlag von Seorg D. W. Callwey, Drnck von Kastner S Lallwey, Buchdruckerei in München — Fn
Ssterreich-Ungarn für Herausgabe und Schristlcitung verantwortlich: Or. Richard Batka in Wien XIII/s
 
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