sich geschlossener ewiger Schöpfungen,
wie „Leise flehen meine Lieder", „Heide-
röslein" u. dgl., an banale Situationen
des kleinbürgerlichen Lebens? Schubert
ist jetzt ausgefleddert. Wer aber schützt
Bach, Hahdn, Mozart, Beethoven und
alle die anderen Großen vor schmutzigen
tzänden? Wo bleibt das Gewissen un-
serer Opern-Leitungen? Sie hätten ge-
rade in dieser Zeit allen Grund, den
Kitsch zu meiden, zudem gerade ja in
der Oper gegenwärtig auch gediegene
Werke ernster urrd heiterer Art volle
Häuser machen, eine finanzielle Nöti-
gung also keineswegs besteht. Der-
weilen können Dutzende von vollwer-
tigen Werken mitschaffender Künstler
das Licht der Rampe nicht erblicken,
weil die künstlerischen und finanziellen
Kräfte an minderwertigc Älltagsware
vergeudet werden."
Wir möchten sehr nachdrücklich den
Ton auf das Profanieren und das
Verfälschen legen.
Die Sache
(Ein Ritter und seine Kampfgenossen
erkeunen sich und scheinbar auch ihre
Sache als verloren. Der Führer geht
umher und drückt einem jeden abschied»
nehmend die Hand, und dabei spricht
er langsam:)
as zeigt den Mann, datz er die
Sache fühlt
Nicht als ein Totes, nein, als lebsnd
Fch,
Das liebend über ihm als Vater
waltet,
Erfreut, erzieht, auch heischt, doch
dreiural schenkt
Und alles, was chn ehdem fremd
umstand,
Einzieht ins gleiche Aderwerk mit
ihm.
Und gar die Sach', um die gestorben
wird,
Ist erst ein seltsam Ding: die ist
gefeit.
Ein seltsam Ding, um was gestorben
ist!
Und ob's verborgeu durch die Alenge
geht,
Verliert sich's nie, es sinden's Augen
auf
Uud sehn um's Haupt ihm eine
Strahlenschrift:
Hier ist ein Ding, nm das gestorben
ward. A.
Unsre Bilder
^^^urch die zwei Bilder von Wilhelm Schubert, die wir diesem Hefte
/vorsetzen, werden die Kenner Katßarina Schäffners an ihre Kunst erinnert
^"^werden, wie sie in unsrer Kunstwart-Mappe «Eine neue Sprache?" ge-
spiegelt ist. Zwar glauben wir nicht, daß die Verwandtschaft der beiden Ieichner
sehr tief geht, die Glut der Schäffnerschen Leidenschaft fehlt hier. Als schönstes
der beiden Schubertschen Stücke wirkt auf uns das mit dem Goethe-Zitat vom
„Sturm der Horen", vertieft man sich darein, so wird man wirklich etwas wie
brausendes Licht von Sonnenaufgang her stürmen fühlen. Auch der „erwachende
SHmerz" gibt weit mehr als „Ornament", gibt große Stimmung.
Die Kopfleiste ist ein Spielmannsbild von G. A. Stroedel, das Schluß-
stück von Rudolf Schiestl.
Herausgeber- vr. d.-. Ferd. Avenarius in Dresden-Blasewitz! veranlwortlich: der herausgeber —
Derlag von Georg D. W. Lallwey, Druck von Kastner L Lallwey, Buchdruckerei in München — In
Vftcrreich-Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: vr. Richard Batka in Wien XIII/K
wie „Leise flehen meine Lieder", „Heide-
röslein" u. dgl., an banale Situationen
des kleinbürgerlichen Lebens? Schubert
ist jetzt ausgefleddert. Wer aber schützt
Bach, Hahdn, Mozart, Beethoven und
alle die anderen Großen vor schmutzigen
tzänden? Wo bleibt das Gewissen un-
serer Opern-Leitungen? Sie hätten ge-
rade in dieser Zeit allen Grund, den
Kitsch zu meiden, zudem gerade ja in
der Oper gegenwärtig auch gediegene
Werke ernster urrd heiterer Art volle
Häuser machen, eine finanzielle Nöti-
gung also keineswegs besteht. Der-
weilen können Dutzende von vollwer-
tigen Werken mitschaffender Künstler
das Licht der Rampe nicht erblicken,
weil die künstlerischen und finanziellen
Kräfte an minderwertigc Älltagsware
vergeudet werden."
Wir möchten sehr nachdrücklich den
Ton auf das Profanieren und das
Verfälschen legen.
Die Sache
(Ein Ritter und seine Kampfgenossen
erkeunen sich und scheinbar auch ihre
Sache als verloren. Der Führer geht
umher und drückt einem jeden abschied»
nehmend die Hand, und dabei spricht
er langsam:)
as zeigt den Mann, datz er die
Sache fühlt
Nicht als ein Totes, nein, als lebsnd
Fch,
Das liebend über ihm als Vater
waltet,
Erfreut, erzieht, auch heischt, doch
dreiural schenkt
Und alles, was chn ehdem fremd
umstand,
Einzieht ins gleiche Aderwerk mit
ihm.
Und gar die Sach', um die gestorben
wird,
Ist erst ein seltsam Ding: die ist
gefeit.
Ein seltsam Ding, um was gestorben
ist!
Und ob's verborgeu durch die Alenge
geht,
Verliert sich's nie, es sinden's Augen
auf
Uud sehn um's Haupt ihm eine
Strahlenschrift:
Hier ist ein Ding, nm das gestorben
ward. A.
Unsre Bilder
^^^urch die zwei Bilder von Wilhelm Schubert, die wir diesem Hefte
/vorsetzen, werden die Kenner Katßarina Schäffners an ihre Kunst erinnert
^"^werden, wie sie in unsrer Kunstwart-Mappe «Eine neue Sprache?" ge-
spiegelt ist. Zwar glauben wir nicht, daß die Verwandtschaft der beiden Ieichner
sehr tief geht, die Glut der Schäffnerschen Leidenschaft fehlt hier. Als schönstes
der beiden Schubertschen Stücke wirkt auf uns das mit dem Goethe-Zitat vom
„Sturm der Horen", vertieft man sich darein, so wird man wirklich etwas wie
brausendes Licht von Sonnenaufgang her stürmen fühlen. Auch der „erwachende
SHmerz" gibt weit mehr als „Ornament", gibt große Stimmung.
Die Kopfleiste ist ein Spielmannsbild von G. A. Stroedel, das Schluß-
stück von Rudolf Schiestl.
Herausgeber- vr. d.-. Ferd. Avenarius in Dresden-Blasewitz! veranlwortlich: der herausgeber —
Derlag von Georg D. W. Lallwey, Druck von Kastner L Lallwey, Buchdruckerei in München — In
Vftcrreich-Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: vr. Richard Batka in Wien XIII/K