Robert Breuer—Berlin- Wilmersdorf':
und prüfe, ob in der steinernen Brust zwei ge-
sunde Lungenflügel atmen können. — Selbst-
verständlich werden wir nicht den Punktier-
zirkel obersten Richter sein lassen, sondern
unsere Vorstellung. Kontrollierende Messungen
an der Mediceischen Venus ergaben sehr be-
deutende Abweichungen von den normalen
Körperproportionen; dennoch empfinden wir
das Götterbild als anatomische Vollkommenheit
im höchsten Sinne. Auch Einzelheiten sollen
nicht übersehen werden: wie die Muskeln des
eine schwere Last hebenden Armes sich span-
nen, wie die Glieder in ihren Gelenken sitzen,
die Nase hervorspringt, die Augen im Kopfe
stehen ; wie verhalten sich die Maßverhältnisse
von Füßen, Händen und Gesicht, Kopf und
Körper? — Weiterhin betrachte man, wie sich
die einzelnenKörperteileausFlächenzusammen-
wölben. Die kräftige Bauchmuskulatur des
kauernden Fauns in ihren tiefen Falten ist eine
Aneinanderreihung von Konkaven und Kon-
vexen. Durch den Brustkasten können Schnitte
gelegt werden. Wenn man sich dann die ein-
zelnen Segmente gesondert vorstellt, von der
Formschönheit eines jeden sinnlich entzückt
wird, setzt man die Teile zusammen, Wölbung
an Wölbung, Wunder an Wunder. Die Augen-
abtastung eines machtvollen Schädels ist schon
am Naturobjekt ein himmlisches Entzücken, das
Goethen die Geheimnisse des urewigen Adepten
entschleiert. Das Kunstwerk spricht noch deut-
licher. - Die Flächen dahingleitend, beachtet
PROFESSOR
OTTO GUSSMANN-
DRESDEN.
BILDNIS:
»PROF. WRBA«
und prüfe, ob in der steinernen Brust zwei ge-
sunde Lungenflügel atmen können. — Selbst-
verständlich werden wir nicht den Punktier-
zirkel obersten Richter sein lassen, sondern
unsere Vorstellung. Kontrollierende Messungen
an der Mediceischen Venus ergaben sehr be-
deutende Abweichungen von den normalen
Körperproportionen; dennoch empfinden wir
das Götterbild als anatomische Vollkommenheit
im höchsten Sinne. Auch Einzelheiten sollen
nicht übersehen werden: wie die Muskeln des
eine schwere Last hebenden Armes sich span-
nen, wie die Glieder in ihren Gelenken sitzen,
die Nase hervorspringt, die Augen im Kopfe
stehen ; wie verhalten sich die Maßverhältnisse
von Füßen, Händen und Gesicht, Kopf und
Körper? — Weiterhin betrachte man, wie sich
die einzelnenKörperteileausFlächenzusammen-
wölben. Die kräftige Bauchmuskulatur des
kauernden Fauns in ihren tiefen Falten ist eine
Aneinanderreihung von Konkaven und Kon-
vexen. Durch den Brustkasten können Schnitte
gelegt werden. Wenn man sich dann die ein-
zelnen Segmente gesondert vorstellt, von der
Formschönheit eines jeden sinnlich entzückt
wird, setzt man die Teile zusammen, Wölbung
an Wölbung, Wunder an Wunder. Die Augen-
abtastung eines machtvollen Schädels ist schon
am Naturobjekt ein himmlisches Entzücken, das
Goethen die Geheimnisse des urewigen Adepten
entschleiert. Das Kunstwerk spricht noch deut-
licher. - Die Flächen dahingleitend, beachtet
PROFESSOR
OTTO GUSSMANN-
DRESDEN.
BILDNIS:
»PROF. WRBA«