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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 27.1910-1911

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Breuer, Robert: Die Eroberung des Kunstwerkes
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https://doi.org/10.11588/diglit.7379#0324

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Die Eroberuno des Kunstwerkes.

gotischem Geist, ägyptische Noten, ein wenig
Naturstudium, den Lehrer X und den Professor
Y . . • kurz, der Historiker kann ein klappendes
Rechenexempel aufstellen. Eine bewunderns-
werte Parallele zu der Taktik, nach der uns die
Jugendverpfuscher den Homer zerpflückten.
Freilich, Philologie ist notwendig und Kunst-
grammatik unentbehrlich; aber für die ästhe-
tische Beurteilung, für den Kunstgenuß, ist der
gelehrte Apparat völlig gleichgültig. Es kommt
garnicht darauf an zu wissen, woher der Künst-
ler dies hat, wem er jenes verdankt. Er ist ein

Wikinger und nimmt und raubt — darüber lese
man Goethe. Aber, was er dann, sei es aus
Gnade, aus Erlöserwillen, sei es aus Übermut
oder Lust am Schaffen, der Welt spendet, ist
so neu und taufrisch wie Athene, als sie Papa
Zeus aus dem Hirnkasten sprang.

Was wird der paradiesische Junggeselle wohl
gemacht haben, als plötzlich elfenbeinern ein
Leib mit goldenem Haar, mit granatenen Lippen
und wie Bernstein leuchtenden Augen im Gras
lag. Er wird hingegangen sein, wird das wunder-
same Ding mit Rosenblättern bedeckt und in

SELM AR
WERNER-
DRESDEN.

GRABFIGUR
IN BRONZE.

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