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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Zak, Eugène: Maurice Kisling
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0061

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MAURICE

Obwohl noch jung, nimmt Kisling (er ist am
22. Januar 1891 in Krakau geboren) einen
sehr beachteten Platz in der zeitgenössischen
Pariser Malerei ein. Das erklärt sich aus dem
Reichtum seiner Produktion, in der ausgezeich-
nete Qualitäten hervortreten.

Als Kisling nach Paris kam, warf der Im-
pressionismus seine letzten Strahlen aus, welche
als ein echtes Sonnenuntergangs-Glänzen unter
die reichsten und ergreifendsten seiner Äuße-
rungen zählen. Sein Ansehen mußte gerade
in dieser Abschiedsstunde auf einen jungen
Anfänger einen starken Eindruck machen. Gleich
vielen andern nutzte auch Kisling die Effekte
des Lichts und des blendenden Sonnenglanzes.
Dann wurde Cezanne zum großen Anreger der
Malerei, und nie lebte er kräftiger in den
Geistern als in der Zeit nach seinem Tode. In
seinem Namen und auf sein Beispiel hin vollzog
sich die gegenimpressionistische Reaktion, die
er kaum in allen ihren Folgen gutgeheißen hätte.
Jedenfalls aber wurde sein Beispiel zur Recht-

KISLING.

fertigung für die Wiederaufnahme richtiger
künstlerischer Grundsätze. Auch Kisling entzog
sich seiner Anregung nicht, wie aus einigen
seiner Stilleben hervorgeht.

Immerhin war er von zu kräftigem Tempera-
ment, um in einer, wenn auch ausgezeichneten,
Schule zu bleiben. Im Studium der so reich
abgestuften französischen Landschaftsmalerei
hat Kisling, wie Andre Salmon schrieb, seine
malerische Erziehung vollendet. Die vortreff-
lichen Lehren dieses Unterrichts setzten ihn in
den Besitz zuverlässiger Ausdrucksmittel. Aber
nie ließ er sich von der Autorität selbst der un-
bestrittendsten Meister seine Selbständigkeit
stören. Dabei begegnet man in keinem seiner
Bilder jenen unbewußten Anlehnungen, die so
häufig und in voller Aufrichtigkeit die Auswir-
kung bewunderter Vorbilder sind. Selbst in
der Zeit, da er sich eng an die impressionistische
Technik hielt, verlor er seine Selbständigkeit
nicht. Schon früher war er darauf bedacht,
seine Vorwürfe zu bewältigen, seine Mittel zu
 
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