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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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H. R.: Malerei und Klima
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0146

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ADOLF
HOLZMANN.
»FR ADEN-
B I LDN IS«

MALEREI UND KLIMA

Man ist seit einigen Jahren den Beziehungen
auf der Spur, die zwischen dem Boden
eines Landes und seiner Kultur, besonders seiner
Kunst und Dichtung, bestehen. Offenkundiger
und sinnfälliger als diese Beziehungen sind die
Verknüpfungen zwischen Malerei und Klima.
Das Goethe'sche Wort: „Wer den Dichter will
verstehen, muß in Dichters Lande gehen" gilt
im eigentlichen, buchstäblichen Sinn so recht
für den Maler. Als ich vor langen Jahren zum
ersten Mal vor Vermeers „Ansicht von Delft"
stand, die ich vorher durch Abbildungen hatte
kennen lernen, da fiel mir diese Verknüpfung

mit der ganzen Wucht einer ersten Entdeckung
in die Sinne. Im Gedächtnis steht mir dieses
Bild wie eine Inkrusta aus Edelsteinen, schim-
mernd von einer Pracht der Farben, die zart und
kraftvoll zugleich ist. Sofort wurde mir der Zu-
sammenhang mit der holländischen Atmosphäre
klar. Nur in dieser stehen die Dinge so zart
und zugleich so bestimmt im Raum; nur sie hat
diese zauberhafte Fähigkeit, den Umriß und jede
Lineatur so weich und edel, gleichsam künstle-
risch vorgeformt darzubieten und der Farbe schon
in der Natur eine Vornehmheit und Üppigkeit
zu geben, die die stärkste Aufforderung an den
 
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