Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

DOI Artikel:
Pfister, Kurt: Paul Elsas, München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0269

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
PAUL ELSAS.
AQUARBLL
»VENEDIG«

PAUL ELSAS-MÜNCHEN

VON DR. KURT PFISTER

Der Aspekt der gegenwärtigen deutschen
Kunst mag, zumal vom Ausland her ge-
sehen, verworren und unausgeglichen scheinen.
Dem deutschen Kunstschaffen scheint jene Kon-
tinuität zu mangeln, die zumal der französischen
Kunst stets eigen war und letzte Reife des Wer-
kes verbürgt: Renoir ist ebenbürtiger Enkel des
Watteau und selbst in den radikalsten kubisti-
schen Experimenten Picassos wirkt noch die
malerische Kultur von Generationen nach.

Indessen scheint auch in Deutschland der
Augenblick gekommen, da man die Verwirk-
lichung nicht mehr einer vagen Ideologie opfert,
da man sich von dem Druck der Schlagworte
und Programme befreit, die zwangsweise einen
Stil destillieren zu können vermeinten, mag er
Expressionismus, Verismus, Ingrismus, Neue
Sachlichkeit oder ähnlich etikettiert sein. Da
und dort sind Künstler am Werk, die unbe-
kümmert um den Prozeß der Zerstörung und
des Richtungswechsels aufbauend schaffen.

Der Münchener Maler Paul Elsas, auf des-
sen Arbeiten hier ein Hinweis gegeben werden
soll, schien zeitweise von der allgemeinen Krisis
erfaßt. Der noch nicht Dreißigjährige hatte sich
von Erinnerungen an die Stuttgarter Lehrzeit,
die sehr formale und theoretische Lösungen
darbot, zu befreien. So anregend Holzel als
Lehrer gewirkt hat, seine Unterweisung bot den
Schülern ein allzubequemes, schnellfertiges,
konstruktives Gerüst, handliche Formeln, mit
denen sich hurtig ein Bild bauen ließ; es fehlte
nur an der Fundamentierung, an der breiten
tragfähigen Basis, an dem organischen Wachs-
tum. An Stelle langsam naturhaften Rei-
fens trat in vielen Bildern dieser Schule ein
schnell wucherndes Schema. Man vergaß in
diesem Atelier ein wenig die Natur, die immer
Nährboden aller Kunst, auch der ins Gleichnis
gewendeten, sein wird. Der Maler hatte sich
aber auch — und dieser Weg war schwieriger
und langwieriger — aus dem Schatten der
 
Annotationen