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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Hardenberg, Kuno Ferdinand von: Harmonie der Gesamtheit, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0203

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GEORG KARS

I.ANDSCHAKT 1Ü23

HARMONIE DER GESAMTHEIT

VON KUNO GRAF V. HARDENBERG

Wer sich ein Haus baut, der denke von
vorneherein daran, daß es gilt, die Har-
monie einer Gesamtheit zu verwirklichen, daß
es heißt, die vielen Einzelheiten, aus denen sich
ein Hauswesen zusammensetzt, zu einem har-
monischen Zusammenklang zu bringen. Es ist
das leichter gesagt, als getan, denn das umsich-
tige Bilden von Akkorden im Räume und das
Zusammenfassen der gebildeten Akkorde zu
einem harmonischen Satz, verlangt vielseitige
Begabung und liebevolles Versenken in die
Aufgabe. Mit der richtigen Wahl des Architek-
ten muß man den Anfang machen, denn er ist
Fachmann, der den Raumträumen und Raum-
wünschen, Körper-Norm und Zahlengesetz ver-
leiht. Nach diesem Manne sorglich auszuschauen,
ist Grundbedingung, soll das wichtige Werk
gelingen! Architekten sind Individualitäten,
die Stärke des einen ist Pathos, die des anderen
liebenswürdiges Spiel, der eine ist Monumen-
talist, der andere Meister der Behaglichkeiten,

diesem liegt Pomp und Pracht, jenem weise
Zurückhaltung! Wo finde ich den, der meine
Bedürfnisse begreift, meinen Wünschen ent-
gegenkommend, sozusagen mich mir selbst
künstlerisch verwirklichen kann?

Die Antwort ist nicht schwer zu geben, sie
lautet: Umschau halten im Leben und in der
Literatur — nachdenklich reisen, nachdenklich
die Behausungen der Mitmenschen betrachten
— nachdenklich in unseren so trefflichen Wer-
ken über Raumkunst blättern. So läßt sich der
Baumeister ermitteln, der in Frage kommt!
Eine persönliche Aussprache mag dann noch
prüfen, ob wir uns nicht geirrt haben, ob wir
polar zu einander stehen, ob Sympathie und
Vertrauen, die unerläßlichen Fundamente einer
Zusammenarbeit, erblühen können, ob wir mit-
einander in fruchtbare Anregung geraten. Ein
unverbindlicher Vorentwurf mag dann das Näch-
ste sein. Gelingt er nicht, erfüllt er nicht das
Erwartete, dann heißt es offen und frei abbre-
 
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