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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Zeitler, Julius: Moderne Einband-Dekoration
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0300

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KATE LOUISE ROSENSTOCK

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MODERNE EINBAND-DEKORATION

So schillernd wie die moderne Buchkunst, in
der jetzt vom Konstruktivismus her so ener-
gische Vorstöße gemacht werden, wobei er aber
höchstens äußeres wird ändern können, nicht
aber die exakte Technik des Buchsatzes, so viel-
gestaltig mutet heute die Bucheinbandkunst
an. Dies bezieht sich nicht auf das Technische,
auf die Qualität der Einbandstoffe und ihre
mustergültige Verarbeitung, in dieser Hinsicht
hat die Kunstbuchbinderei wieder einen hohen
Stand erreicht und eine ganze Anzahl tüchtiger
Meister sorgt dafür, daß die Leistungen auf
diesem Felde sich nur immer mehr steigern. Man
weiß ja auch, in welchem starken Maße selbst
der Verlegereinband diesem Zug zur Solidität
und zur technischen Qualität hin sich unter-
worfen hat, ebenso bezeugen es die Erörterungen
über den sogenannten Kombinationseinband,
wie intensiv man über die Verbindung von Hand-
arbeit und Maschinenarbeit in der Einbandher-
stellung nachdenkt. Dies ist also kein Problem,
wohl aber ist die Buchdekoration ein solches.
Das Bild, das wir von ihr erhalten, ist nichts
weniger als einheitlich, man kann die gegen-
wärtige Einbanddekoration, soweit sie über den
teils traditionell bunten, teils schlichten Verleger-
einband hinauszielt, in eine ganze Reihe von
Gattungen zerlegen. Unendlich sind ja die Mög-
lichkeiten, die Flächen, die Deckel und Rücken
des Buches zu schmücken. Aber fast jeder
Einbandkünstler ist heute darauf angewiesen,
sich seine eigne Ornamentik zu erfinden. Nur

langsam sammeln sich so in den Werkstätten
brauchbare moderne Stempel. In großen Zügen
lassen sich so heute drei Haupttypen der Ein-
banddekoration unterscheiden, zunächst der
Typus der Rahmung mit der Betonung der
Mitte, der am meisten dem historisch-abstrak-
ten Buchkörper Rechnung trägt, dann der
Typus des dekorativen Netzes, der die Deckel
mit einem gleichmäßigen Netzwerk von Orna-
menten überspinnt und überzieht, endlich der
symbolische Typus, der die Ideenwelt hinter
den Deckeln irgendwie nach außen treten läßt.
Die heute so beliebte Diagonalteilung der Buch-
flächen durch starke und schwache Linien, die
in ihrer Herkunft vielleicht mit schräg gestellten
Rautenmustern verwandt ist, gehört wohl dem
zweiten Typus an. Expressionistische Formen,
wie sie vielfach versucht wurden, haben sich
nicht eigentlich durchsetzen können, die Buch-
flächen haben nun einmal ihre immanenten Ge-
setzmäßigkeiten, die gegen Unziemlichkeiten
und Willkür außerordentlich empfindlich sind.
Besonders die expressionistische Beschriftung
erwies sich als unmöglich; doch vermag sich der
expressionistische Einbandstil zu behaupten, so-
bald er einer wirklichen Symbolik dient.

Alle diese Dekorationen aber müssen mit
Stempeln und Bogensätzen durchgeführt werden,
wie sie nur erst in dürftiger Zahl zur Verfügung
stehen. Dies bedeutet eine Einschränkung, eine
Beengung für das Können der Einbandkünstler.
Es mehren sich daher die Fälle, in denen er sich
 
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