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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Koch, Alexander: Wie kann wirksame staatliche Kunstpflege betrieben werden?
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0110

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WIE KANN WIRKSAME STAATLICHE
KUNSTPFLEGE BETRIEBEN WERDEN?

FACHSCHULE HAIDA < KRISTALL-POKAL« GESCHNITTEN
INTERNATIONALE AUSSTELLUNG PARIS 1925

VON DR. ALEXANDER KOCH

Die Künstler machen schlimme Zeiten
durch. Die Not sitzt mit ihnen zu Tisch,
und sie ist nicht nur bei den Männern einer
begrenzten Begabung zu Gast, sie drückt
und ängstigt auch Künstler von Bedeutung,
selbst von Ruf und Ansehen. Es gibt keine
Flucht in die Sachwerte mehr, das Geld ist
stabil, aber rar; die täglichen Zusammen-
brüche in der Geschäftswelt reden eine un-
heilverkündende Sprache. Dazu kommt, daß
eigentlich erst jetzt der durch den Krieg und
seine Folgen veranlaßte geistige Rückgang
seine Auswirkung findet: es ist eine allge-
meine Abwanderung des Interesses von den
Künsten fort zu derberen Genüssen und
Besitztümern. All dies wirkt zusammen, um
den Künstlern das Leben zu erschweren.
Mit Trauer und tiefer Anteilnahme sehen wir
die Männer, die eines der höchsten Lebens-
güter pflegen, die eine Sache betreuen, ohne
deren Glanz das Dasein allen Reiz einbüßen
würde, in einen zerreibenden Kampf mit den
primitiven Nöten des Lebens verstrickt. Wie
können wir ihnen wieder Raum zum Atmen
und Schaffen bieten?

Es ist im allgemeinen richtig, daß der
Schrei nach der Staatshilfe oft leichtfertig
erhoben, daß mit ihr oft zu selbstverständlich
und bequem gerechnet wird. Und doch
möchten auch wir hier den Ruf nach öffent-
licher Stützung derKunst erheben, doch unter
gleichzeitigem Vorschlag von Methoden, die
dieser Stützung jeden peinlichen Beige-
schmack von einem seellosen, schematischen
„jactus missilium" nehmen würden. Wir sind
der Meinung, daß die staatliche Kunstpflege
sich ohne wesentliche Erhöhung des finan-
ziellen Aufwands in viel höherem Grad zu-
nutzen der Künstler bemerkbar machen
könnte, wenn sie ihr Verfahren verbessern
würde. Wir denken uns diese Verbesserung
der Methoden so, daß mehr aus der Kennt-
nis der einzelnen Fälle, mehr auf Grund kon-
kreter Fragestellungen, mehr im Sinne einer
psychologisch und wirtschaftlich richtigen
Kunstpflege gearbeitet wird.

Man denke sich etwa, es befinde sich in
der Hauptstadt eines Landes beim Kultus-
ministerium ein Referent oder ein Dezernent
für Kunstfragen,der vor allem einpersönliches
Verhältnis zur Kunst hat und daher mit Liebe
seinDezernat verwaltet. Er müßte dieKünstler
 
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