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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

DOI Artikel:
Michel, Wilhelm: Über das Sinnliche in der Kunst
DOI Artikel:
H. R.: Würde der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0325

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LEO S. HUMER

»FAMILIENGRUPPE«

WÜRDE DER KUNST

Die Kunst hat ihren Zweck zunächst in sich,
und insofern ist es verkehrt, ihr ein Sollen
oder Müssen vorzuhalten, das von außen an sie
herantritt. Aber im Zusammenhang der mensch-
lichen Dinge hat die Kunst doch auch einen be-
stimmmten Sinn, der auf die Mitmenschen be-
zogen ist. Dieser Sinn ist nicht „Zweck", aber
er ist tatsächliche Leistung, die sehr wohl als
eine Art „Pflicht", als ein Maßstab und Höchst-
ziel angesehen werden kann. Die Würde der
Kunst beruht auf ihrer Leistung, und deshalb
ist die Kunst nicht als ziel- oder zwecklos an-
zusehen. Ihr „Zweck" ist die Freude.....

Aber wie vermag die Kunst diese Freude zu
bewirken? Dadurch, daß sie zu Nutz und From-
men aller Mitmenschen die Welt feststellt und
auf das Beste schmückt. Nicht Monologe will
die Welt von euch, ihr Künstler, nicht zornige
oder elegische Selbstgespräche, sondern ein
Sprechen, ein Mitteilen, ein Weisen und Deuten.
Was aber ist die Grundlage dieses menschen-
freundlichen Handelns? Es gibt keine andere
als die Menschenliebe oder vielmehr die Liebe
überhaupt. Die große Krankheit der modernen
Welt ist die Angst. Man sieht sie zucken und
sich ducken in Strindberg, in Nietzsche und
 
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