KARL RÖSSING-ESSEN
VON ALFRED MAYER
Der junge, erst 28 jährige Künstler, der hier
erstmalig mit einigen seiner vorjährigen
im Kunstsalon Thannhauser, München, ausge-
stellten Zeichnungen bekannt gemacht wird,
hatte sich bereits 1919 in der Münchner Neuen
Sezession vorteilhaft eingeführt. Damals waren
es nicht allein seine altmeisterlich ausgeführten
Holzschnitt-Illustrationen, die das Ord-
nende und Liebende seines Wesens vermittelten,
auch ein rasch an den Käufer gebrachtes Öl-
bildchen „Bäurinnen bei der Ernte" blieb im
Gedächtnis haften.
Im letztjährigen Schaffen des jungen, seit 1922
an die Essener Kunstgewerbeschule berufenen
Malers dominiert die Zeichnung. Sie er-
scheint als wichtigste Grundlage seines Gesamt-
schaffens und spricht für den Ernst seiner künst-
lerischen Ziele. Vom frühen Holzschnitt aus
betrachtet, bedeuten die letzten Zeichnungen
eine Weiterentwicklung des formal-sachlichen
Stils, dem Rössing von Anfang an nachging.
Bei dieser Tendenz zur formal-zeichnerischen
Klärung wurde des Zeichners Empfindsam-
keit für seelische Werte niemals verschüttet.
Charakteristisch für Rössing ist, wie das Selbst-
verständliche, das Alltägliche, kristallklar her-
ausgestellt, in die Form einer einmaligen Wirk-
lichkeit gebracht wird.
Mit welcher Andacht und Liebe erfaßt er
das Modell — man denkt hier an Franzosen
vom Ende des Jahrhunderts, aber gleichzeitig
auch an Stauffer-Bern.
Faltenwürfe sind ihm, wie den Altmeistern,
ein Thema, das ihn geistig besonders stark an-
regt. Immer bedacht, Dinge und Menschen in
ihrer Seltsamkeit von innen zu ergreifen und zu
erfühlen. Es ist genügende Kraft eigenen Stil-
willens vorhanden, um nach vorliegenden Er-
gebnissen von Talent und Arbeit die Erfüllung
im geschlossenenKunstwerk erwarten zu dürfen.
r / P/y — ^
)
_____:.'________________J---J
KARL RÖSSING—ESSEN. »SCHLAFENDE« ZEICHNUNG
VON ALFRED MAYER
Der junge, erst 28 jährige Künstler, der hier
erstmalig mit einigen seiner vorjährigen
im Kunstsalon Thannhauser, München, ausge-
stellten Zeichnungen bekannt gemacht wird,
hatte sich bereits 1919 in der Münchner Neuen
Sezession vorteilhaft eingeführt. Damals waren
es nicht allein seine altmeisterlich ausgeführten
Holzschnitt-Illustrationen, die das Ord-
nende und Liebende seines Wesens vermittelten,
auch ein rasch an den Käufer gebrachtes Öl-
bildchen „Bäurinnen bei der Ernte" blieb im
Gedächtnis haften.
Im letztjährigen Schaffen des jungen, seit 1922
an die Essener Kunstgewerbeschule berufenen
Malers dominiert die Zeichnung. Sie er-
scheint als wichtigste Grundlage seines Gesamt-
schaffens und spricht für den Ernst seiner künst-
lerischen Ziele. Vom frühen Holzschnitt aus
betrachtet, bedeuten die letzten Zeichnungen
eine Weiterentwicklung des formal-sachlichen
Stils, dem Rössing von Anfang an nachging.
Bei dieser Tendenz zur formal-zeichnerischen
Klärung wurde des Zeichners Empfindsam-
keit für seelische Werte niemals verschüttet.
Charakteristisch für Rössing ist, wie das Selbst-
verständliche, das Alltägliche, kristallklar her-
ausgestellt, in die Form einer einmaligen Wirk-
lichkeit gebracht wird.
Mit welcher Andacht und Liebe erfaßt er
das Modell — man denkt hier an Franzosen
vom Ende des Jahrhunderts, aber gleichzeitig
auch an Stauffer-Bern.
Faltenwürfe sind ihm, wie den Altmeistern,
ein Thema, das ihn geistig besonders stark an-
regt. Immer bedacht, Dinge und Menschen in
ihrer Seltsamkeit von innen zu ergreifen und zu
erfühlen. Es ist genügende Kraft eigenen Stil-
willens vorhanden, um nach vorliegenden Er-
gebnissen von Talent und Arbeit die Erfüllung
im geschlossenenKunstwerk erwarten zu dürfen.
r / P/y — ^
)
_____:.'________________J---J
KARL RÖSSING—ESSEN. »SCHLAFENDE« ZEICHNUNG