Große Schweizer Kunstausstellung Karlsruhe 1925
F. TH. ROBERT—RIED BEI KIEL
»junge frau in schwarz«
neben Barth, Berger, Bodmer, Bolliger, Huber,
Lüscher, Morgenthaler, Stocker u. a. Überall
wirkt dieses Nebeneinander germanischer und ro-
manischer Innervierung positiv und erquickend.
Die Schweizer Kunst geht auf vielen Wegen.
Sie hat neben dem spröden, gewichtigen Ernst
das Verspielte und Spezialistische, neben dem
Linearen und Herben das Malerische und Sinn-
liche, aber sie weiß im Ganzen einen sehr respek-
tablen Gehalt zu erzielen. Sie lebt aus euro-
päischen Maßstäben. Ohne Zweifel hat die
Kennerschaft des Veranstalters an dem Ge-
samtbild einen erheblichen Anteil. Aber daß so
viel wertvolles Material in dem Lande überhaupt
zu finden war, diese Tatsache hat er nicht er-
zaubern können; sie ist gegeben. Die Ausstel-
lung wird ohne Zweifel den Anfang zu einer
mehr oder minder gründlichen Revision der Be-
ziehungen zwischen der deutschen und der
schweizerischen Kunstwelt bilden. Jedenfalls
wäre das sehr zu wünschen. Außerdem sollte
sie als eine Überleitung zur endlichen Wieder-
aufnahme der internationalen künstlerischen
Beziehungen wirksam werden. Die Ausstellun-
gen in den verschiedenen Ländern müssen sich
dem fremden Kunstgut wieder auftun; das ist
eine dringende Notwendigkeit, nicht im Interesse
des fremden Schaffens, sondern im Interesse un-
serer eigenen Maßstäbe, Urteile und Schaffens-
antriebe. Gerade eine nationale Kunst bedarf
des Ausblicks in die ganze Welt; das ist eine
Binsenwahrheit. Das geistige Schicksal, unter
dem wir stehen, geht frei über alle Grenzen,
und hoch über den Schranken, die der außen-
politische Hader zieht, beherrscht uns alle die
gleiche geistige Weltstunde. . . Wilhelm michel.
F. TH. ROBERT—RIED BEI KIEL
»junge frau in schwarz«
neben Barth, Berger, Bodmer, Bolliger, Huber,
Lüscher, Morgenthaler, Stocker u. a. Überall
wirkt dieses Nebeneinander germanischer und ro-
manischer Innervierung positiv und erquickend.
Die Schweizer Kunst geht auf vielen Wegen.
Sie hat neben dem spröden, gewichtigen Ernst
das Verspielte und Spezialistische, neben dem
Linearen und Herben das Malerische und Sinn-
liche, aber sie weiß im Ganzen einen sehr respek-
tablen Gehalt zu erzielen. Sie lebt aus euro-
päischen Maßstäben. Ohne Zweifel hat die
Kennerschaft des Veranstalters an dem Ge-
samtbild einen erheblichen Anteil. Aber daß so
viel wertvolles Material in dem Lande überhaupt
zu finden war, diese Tatsache hat er nicht er-
zaubern können; sie ist gegeben. Die Ausstel-
lung wird ohne Zweifel den Anfang zu einer
mehr oder minder gründlichen Revision der Be-
ziehungen zwischen der deutschen und der
schweizerischen Kunstwelt bilden. Jedenfalls
wäre das sehr zu wünschen. Außerdem sollte
sie als eine Überleitung zur endlichen Wieder-
aufnahme der internationalen künstlerischen
Beziehungen wirksam werden. Die Ausstellun-
gen in den verschiedenen Ländern müssen sich
dem fremden Kunstgut wieder auftun; das ist
eine dringende Notwendigkeit, nicht im Interesse
des fremden Schaffens, sondern im Interesse un-
serer eigenen Maßstäbe, Urteile und Schaffens-
antriebe. Gerade eine nationale Kunst bedarf
des Ausblicks in die ganze Welt; das ist eine
Binsenwahrheit. Das geistige Schicksal, unter
dem wir stehen, geht frei über alle Grenzen,
und hoch über den Schranken, die der außen-
politische Hader zieht, beherrscht uns alle die
gleiche geistige Weltstunde. . . Wilhelm michel.