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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Teupser, Werner: Neue Graphik von Willi Münch-Khe
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0222

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Neue Graphik von Willi Münch-Khe.

Von eigentümlichem Reiz aber sind die Stim-
mungen, die der Künstler in den Bodenseeland-
schaften angeschlagen hat. Der See mit den
leicht emporgewölbten Uferhöhen, die in der
Ferne hin zum Gebirge anschwillen, ist in man-
nigfachster Weise erfaßt worden. In andäch-
tiger Versenkung in die Landschaft offenbart
der Künstler das schwerlose, ganz entwundene
Wesen der Natur. Da Münch-Khe aber nicht nur
von den Erscheinungen der Natur ergriffen ist,
sondern auch von den Anschauungen, die sie aus-
löst, verwebt er Tiere und Menschen in die Ein-
heit einer klaren Gesamtvorstellung, die weniger
von den heroischen Stimmungen ungewöhnlicher
Augenblicke, als vielmehr von intimen und idyl-
lischen, in romantischem Selbstgenügen aufge-
nommenen Vorwürfen geleitet wird.

Eine ganz besondere Seite von Münchs Kunst
ist stets seine Porträtdarstellung gewesen. Hier
zeigt er am unmittelbarsten sein zeichnerisches
Können und seine rasche, sowie sichere Auf-
fassungsgabe. Vor allem spricht aus seinen
neueren Bildnissen eine zielsichere, auf Sach-
lichkeit gerichtete Arbeit, wie sie ein jedes rei-
nes graphisches Blatt eigentlich aufweisen muß.

Willi Münch-Khe steht heute in den besten
Jahren seines Schaffens. Überblickt man die

Gesamtleistung, die sein umfangreiches, bisher
radiertes Werk darstellt, so zeigt er sich als ein
Künstler von außerordentlicher Vielseitigkeit.
Man hat von ihm behauptet, daß er „quer zur
Forderung der Zeit" steht. Und in der Tat hat
ein großes Maß an Selbstkritik ihn davor be-
wahrt, einen Tageserfolg zu suchen. Daß aber
gerade er mit all seinen gesunden Sinnen und
seiner stets wachen Anschauung disponiert war,
den Rhythmus unserer Tage aufzufangen, das
können gerade einige seiner neuesten Schöp-
fungen verraten, die entweder religiöse Motive
oder soziale, physische und psychische Gebre-
chen der Welt behandeln. Es sei nur kurz an
sein bekanntes Blatt der „Geborgenen", den
„Ewigen Wanderer", den „Industrieknaben"
erinnert. Solche Vorwürfe hat er dann nach
der Seite einer allgemeinen Menschlichkeit aus-
gewertet, so daß in den letzten Jahren die Gro-
tesken, Karikaturen und die von starker phan-
tastischer Inhaltlichkeit, rein gedanklichen Blät-
ter zurücktreten. Die neuen Arbeiten Münchs
erbringen den Beweis, daß auch er weiter im
Begriffe ist, eine Brücke zwischen Vergangenem
und Zukünftigem zu bauen, im Sinne seines
bisherigen, auf starkem Erleben ehrlich aufge-
bauten Schaffens........werner i ki pser.

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