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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Schürer, Oskar: Die Kunst dem Volke"
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0254

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Die Kunst dem Volke«

AI.HKRT WF.ISGl'.RBI'.K

»bildnis jul. pascin«

Fremde wegräumen: falsche Erwartungen ab-
graben, Zeitbedingungen erklären, Wesentliches
von Zeitlichem scheiden. Zuletzt erst das Ge-
fühl hinführen zu dem, woraus Kunst aufsteigt:
zum großen Empfinden, zum unmittelbaren Er-
leben. Als Krönung den Einklang der Gestaltung
begreifen lehren.

Hindernisse wegräumen, das ist das Ganze,
was geleistet werden muß. Das aber ist unend-
lich schwer. Das echte Empfinden im Volke
wieder aufgraben! Das bahnt sich dann selbst
weiter den Weg. Wer darf es wagen? Sagen wir
es ehrlich, daß unsere Kunstgelehrten nur zum
sehr geringen Teil dazu fähig sind. Sie arbeiten
von ganz anderen Voraussetzungen her im abge-
schlossenen Reich der Wissenschaft. Nein, wer

Mittler sein will, muß die Wände der Wissenschaft
durchstoßen, muß hinaus ins lebendige Fühlen
des Volkes selbst, muß von dorther Richtlinien
sich bilden, nach denen er weist. Auch der
Künstler ist hier nicht der Mittler. Er erschöpft
sich in seinem Werk. Neben ihm steht der
Mittler. Der gibt es weiter. In ihm trifft sich
Kunst und Volk. Er doziert nicht, — er deckt
auf. Er trägt nicht vor, — er fragt. Und wie
er die Antworten herauslockt, die Urteile führt,
so weckt er im kunstfernen Volk wieder das,
worauf es allein ankommt: ein echtes Emp-
finden für die gestalteten Werte, das
nur als ein selbstgewachsenes, nie aber als ein
aufgepfropftes Früchte trägt. Dann erst wieder
gehört die Kunst dem Volke, dr. oskar schürer.
 
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