NÜTZLICHER UND SCHÄDLICHER DILETTANTISMUS
Das Wort Dilettantismus hat gemeinhin einen
schlechten Klang. Man versteht darunter
jede Art von unverantwortlicher, leichtfertiger
Stümperei, die einen Wert vorgibt, den sie nicht
hat. Zumal in der Kunst gibt es Dilettanten, die
eitel und dünkelhaft sind und wertüberzeugter
nicht nur als jeder andere (etwa technische)
Dilettant, sondern sogar als die Künstler selber.
Der Künstler und der Dilettant haben gemein-
sam, daß sie von außen erregbar, beeindruckbar
sind, d. h. das künstlerische Erlebnis kann für
beide qualitativ gleich sein. Bei der Umsetzung
des Erlebten ins Werk, des Geschauten zum
Bild, beginnt der Unterschied. Der Dilettant
kann keine Form hervorbringen, er kann das
Erlebte nicht gestalten; ihm fehlen entweder
die geistigen oder die technischen Mittel (manch-
mal auch beide). Aber gerade das unterscheidet
den Dilettanten vom künstlerisch begabten, aber
unproduktiven Menschen, daß es ihn trotzdem
zur Produktion drängt, daß er ungeachtet seiner
Einsicht in die Unzulänglichkeit seiner Mittel
Werte hervorbringen will. Der Dilettant glaubt
zwischen dem künstlerisch produktiven und dem
nur künstlerisch empfindenden, aber unproduk-
tiven Menschen zu stehen; in Wahrheit steht
er nicht zwischen diesem und jenem, sondern
unter diesem. Denn der künstlerisch empfin-
KUHN-
INNSBRUCK.
»OBS r-
STILLKBHN«
AUSSTELLUNG »NEUE TIROLER KUNST« IN GELSENKIRCHEN UND DUSSELDORF
319
Das Wort Dilettantismus hat gemeinhin einen
schlechten Klang. Man versteht darunter
jede Art von unverantwortlicher, leichtfertiger
Stümperei, die einen Wert vorgibt, den sie nicht
hat. Zumal in der Kunst gibt es Dilettanten, die
eitel und dünkelhaft sind und wertüberzeugter
nicht nur als jeder andere (etwa technische)
Dilettant, sondern sogar als die Künstler selber.
Der Künstler und der Dilettant haben gemein-
sam, daß sie von außen erregbar, beeindruckbar
sind, d. h. das künstlerische Erlebnis kann für
beide qualitativ gleich sein. Bei der Umsetzung
des Erlebten ins Werk, des Geschauten zum
Bild, beginnt der Unterschied. Der Dilettant
kann keine Form hervorbringen, er kann das
Erlebte nicht gestalten; ihm fehlen entweder
die geistigen oder die technischen Mittel (manch-
mal auch beide). Aber gerade das unterscheidet
den Dilettanten vom künstlerisch begabten, aber
unproduktiven Menschen, daß es ihn trotzdem
zur Produktion drängt, daß er ungeachtet seiner
Einsicht in die Unzulänglichkeit seiner Mittel
Werte hervorbringen will. Der Dilettant glaubt
zwischen dem künstlerisch produktiven und dem
nur künstlerisch empfindenden, aber unproduk-
tiven Menschen zu stehen; in Wahrheit steht
er nicht zwischen diesem und jenem, sondern
unter diesem. Denn der künstlerisch empfin-
KUHN-
INNSBRUCK.
»OBS r-
STILLKBHN«
AUSSTELLUNG »NEUE TIROLER KUNST« IN GELSENKIRCHEN UND DUSSELDORF
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