Ein neuer Holzhausbau von Albininfiücr
zimmer. Die Farbenstimmung der Küchenstube:
Wand und Schränke resedagrün, Decke weiß,
Fußboden grau. Die Küche (S. 359) selbst
mustergültig eingerichtet mit Kachelherd und
eingebauten Schränken. Die Farbengebung hell
und freundlich: taubengrau und weiß.
Im Dachgeschoß umfängt uns die obere Diele
(S. 361) mit schirmender, einhegender Trau-
lichkeit. Unverbrämt zeigt dieser Raum die
urwüchsige Eigenart des Blockbaues; aber ge-
rade die offen zu Tage liegende horizontale
Lagerung der Verschalungsbretter hat zugleich
auch eine raumpsychologische Funktion: denn
dieser Raum ist so nicht bloße Durchgangsdiele,
sondern auch Wohngelaß mit der besonderen
Einladung zu wunschlosem, geborgenem Aus-
ruhen. Das Holz der Verschalung ist braun ge-
beizt und mit etwas Grau und Gold staffiert.
Rechts von der Diele liegen Schlaf- und Mäd-
chenzimmer. Ganz im Gegensatz zur rustikalen
Behandlung der Diele sind die Wände des
Schlafzimmers (S. 356) mit gesperrtem Holzver-
täfelt. In diesem lichten Raum ist ewiger Früh-
ling eingefangen. Decke und Wände weiß
lackiert, der Fußboden grau, Steppdecken und
Teppich gelb. Dem Bett gegenüber ist in
die Wand ein dreiteiliger Kleiderschrank ein-
gebaut. Und o Wunder! Neben der dem
Schlafzimmer vorgelagerten Loggia ist in der
Dachschräge noch ein Kleiderschrank verborgen
von solcher Ausdehnung, daß man in ihn hinein-
gehen kann. Vom Schlafzimmer führt eine
Tür in das bestens ausgestattete Badezimmer.
Bleiben noch Kinder- und Fremdenzimmer
(S. 356). Verbannt aus dem Kinderzimmer ist
aller sentimentale Kitsch. Aber märchenhaft
strahlt der in die Glasscheibe der Beleuchtung
einradierte goldene Sternenhimmel von der
Decke herab. Wie die Dachschräge zur Gliede-
rung der Decke ausgenützt wird, so stark um-
fangend und im Verein mit dem großen Stern
an der Decke alles Unheil von draußen ab-
wehrend, das ist geheime Magie des Raumes,
wie sie nur der echte schöpferische Mensch selbst
aus Bretterwänden hervorzuzaubern vermag.
Das Gästezimmer (S. 355): eine Klause für
Dichter und ihnen verwandte Menschen. Daß
strengste Sachlichkeit nicht gleichbedeutend sein
muß mit Nüchternheit, Öde und Leere, dieses
Raumidyll müßte jeden mit unserer ob ihrer
Übertechnisierung so verlästerten Zeit aussöh-
nen. Wie im ganzen Hause nur unser gewöhn-
liches Fichtenholz verwendet wurde, teils gebeizt
und lasiert, teils im Schleiflack, so ist es hier
in seiner ganz reinen Naturwüchsigkeit anpo-
liert. Welch eine Wirkung! Der ganze Raum
erstrahlt in edelstem Perlmutterglanz. Abge-
stimmt auf die orchideenartig schimmernde
Holzpolitur der Wände sind der grüne Stroh-
teppich und die rohseidenen Vorhänge. In die
Dachschräge ist außer einem geräumigen Koffer-
und Kleiderschrank das Bettsofa eingebaut, eine
Lotterbank, als wäre sie im Schlaraffenland
bestellt. O ihr beneidenswerten Gäste eines
solchen Hauses! Ein Griff in die Rückwand
dieser Ruhenische, und vielleicht fällt euch ein
Jean Paul-Bändchen in die Hände. Und ich
denke an das Dachstübchen des fränkischen
Dichters in der Rollwenzelei, das auch just so
eine von der brausenden Welt abgeschlossene
Klause war. Doch nun genug auf daß ich mich
nicht verliere in das wunderliche Filigran der
Sprache des geliebten Vergolders meiner ober-
fränkischen Heimat! ........ ERNST ZEH.
CRIWDKISS VOM OBKROKSCIIOSS DES BLOCKHAUSES
zimmer. Die Farbenstimmung der Küchenstube:
Wand und Schränke resedagrün, Decke weiß,
Fußboden grau. Die Küche (S. 359) selbst
mustergültig eingerichtet mit Kachelherd und
eingebauten Schränken. Die Farbengebung hell
und freundlich: taubengrau und weiß.
Im Dachgeschoß umfängt uns die obere Diele
(S. 361) mit schirmender, einhegender Trau-
lichkeit. Unverbrämt zeigt dieser Raum die
urwüchsige Eigenart des Blockbaues; aber ge-
rade die offen zu Tage liegende horizontale
Lagerung der Verschalungsbretter hat zugleich
auch eine raumpsychologische Funktion: denn
dieser Raum ist so nicht bloße Durchgangsdiele,
sondern auch Wohngelaß mit der besonderen
Einladung zu wunschlosem, geborgenem Aus-
ruhen. Das Holz der Verschalung ist braun ge-
beizt und mit etwas Grau und Gold staffiert.
Rechts von der Diele liegen Schlaf- und Mäd-
chenzimmer. Ganz im Gegensatz zur rustikalen
Behandlung der Diele sind die Wände des
Schlafzimmers (S. 356) mit gesperrtem Holzver-
täfelt. In diesem lichten Raum ist ewiger Früh-
ling eingefangen. Decke und Wände weiß
lackiert, der Fußboden grau, Steppdecken und
Teppich gelb. Dem Bett gegenüber ist in
die Wand ein dreiteiliger Kleiderschrank ein-
gebaut. Und o Wunder! Neben der dem
Schlafzimmer vorgelagerten Loggia ist in der
Dachschräge noch ein Kleiderschrank verborgen
von solcher Ausdehnung, daß man in ihn hinein-
gehen kann. Vom Schlafzimmer führt eine
Tür in das bestens ausgestattete Badezimmer.
Bleiben noch Kinder- und Fremdenzimmer
(S. 356). Verbannt aus dem Kinderzimmer ist
aller sentimentale Kitsch. Aber märchenhaft
strahlt der in die Glasscheibe der Beleuchtung
einradierte goldene Sternenhimmel von der
Decke herab. Wie die Dachschräge zur Gliede-
rung der Decke ausgenützt wird, so stark um-
fangend und im Verein mit dem großen Stern
an der Decke alles Unheil von draußen ab-
wehrend, das ist geheime Magie des Raumes,
wie sie nur der echte schöpferische Mensch selbst
aus Bretterwänden hervorzuzaubern vermag.
Das Gästezimmer (S. 355): eine Klause für
Dichter und ihnen verwandte Menschen. Daß
strengste Sachlichkeit nicht gleichbedeutend sein
muß mit Nüchternheit, Öde und Leere, dieses
Raumidyll müßte jeden mit unserer ob ihrer
Übertechnisierung so verlästerten Zeit aussöh-
nen. Wie im ganzen Hause nur unser gewöhn-
liches Fichtenholz verwendet wurde, teils gebeizt
und lasiert, teils im Schleiflack, so ist es hier
in seiner ganz reinen Naturwüchsigkeit anpo-
liert. Welch eine Wirkung! Der ganze Raum
erstrahlt in edelstem Perlmutterglanz. Abge-
stimmt auf die orchideenartig schimmernde
Holzpolitur der Wände sind der grüne Stroh-
teppich und die rohseidenen Vorhänge. In die
Dachschräge ist außer einem geräumigen Koffer-
und Kleiderschrank das Bettsofa eingebaut, eine
Lotterbank, als wäre sie im Schlaraffenland
bestellt. O ihr beneidenswerten Gäste eines
solchen Hauses! Ein Griff in die Rückwand
dieser Ruhenische, und vielleicht fällt euch ein
Jean Paul-Bändchen in die Hände. Und ich
denke an das Dachstübchen des fränkischen
Dichters in der Rollwenzelei, das auch just so
eine von der brausenden Welt abgeschlossene
Klause war. Doch nun genug auf daß ich mich
nicht verliere in das wunderliche Filigran der
Sprache des geliebten Vergolders meiner ober-
fränkischen Heimat! ........ ERNST ZEH.
CRIWDKISS VOM OBKROKSCIIOSS DES BLOCKHAUSES