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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Fels, Florent; Barchan, Paul: Eugen Zak
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0391

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EUGEN ZAK f

Wir werden die Hundertjahrfeier der Ro-
mantik nicht mehr mit ihm begehen. Aber
unser Gedanke wird sich zu seinem Werk er-
heben, das die Farben des Frühlings trägt.

Er war der sonderbarste Mensch. Hoffmann
hätte ihn zum Illustrator seiner Dichtungen ge-
wählt, nicht nur wegen seiner Gabe, phantasti-
schen Gestalten Leben zu verleihen, sondern
auch wegen des Überraschenden undPittoresken,
das in ihm war. Er war ein Wesen, klein und
lebhaft wie ein Kobold; die Augen funkelten
von Geist. Wenn er seinen Spazierstock, der
zu groß für ihn war, in leichter Hand führte,
sah er aus wie ein vornehmer Herr aus der Zeit
Voltaires oder Klopstocks. Bei ihm konnte
man sich stets auf irgend ein artiges Wunder
gefaßt machen. Hätte er plötzlich aus dem
Tischrand Rheinwein springen lassen, seine
Freunde hätten nicht gestaunt.

Er hatte etwas von einem Magier. Man kann
behaupten, daß er in Paris, das nun sein Grab
hütet, eine verschwiegene und unbekannte
Schönheit entdeckt hat.

Auf leichte Hintergründe von pastellhafter
Zartheit, auf einen Himmel, den perlmutterfar-

bene Reflexe belebten, oder auch in ein Ge-
laß einfachster Art setzte er kleine Männerge-
stalten von reiner dichterischer Erfindung oder
Frauen, die fein waren wie Feen.

Nichts läßt darauf schließen, daß er diese
Geschöpfe anders woher nahm als aus seiner
Phantasie. Nichts von greifbarem Vorbild. Kein
Modell könnte die Pose in so anmutiger Ge-
bärde halten. Wenn diese Gemälde nie etwas
Gekünsteltes an sich haben, so liegt das an der
strengen Ordnung, die bei ihrem Entstehen
waltete. Seine Gestalten trugen die Farben
der Tulpen und der Salamander. Sie schienen
den Gebüschen entsprossen, den Gärten zur
Stunde der Dämmerung oder des Taus.

Wir zählen das Zusammentreffen mit dem
Werke Eugen Zaks unter die glücklichen Be-
gegnungen unseres Lebens. Er wäre der ideale
Illustrator für eine Neuausgabe der erlesensten
Romantiker gewesen.

Was er hinterläßt, bezeugt, daß seine Kunst
vollkommen selbständig war, daß sie nichts der
Mode und den Kunstmeinungen der Zeit ver-
dankt. Er hat einen Stil geschaffen, der zwei-
fellos nicht von jener Kraft, jenem Feuer er-

XXIX. März 1926. 3
 
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