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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 57.1925-1926

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Pfister, Kurt: Fritz Claus, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.9180#0405

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FR. CLAUS-
MÜNCHEN.
»BILDNIS-
EI Ü S T H €

FRITZ CLAUS-MÜNCHEN

VON KURT PFISTER

Das plastische Schaffen der Jahrhunderte und
dieser Zeit ist, als formale Lösung be-
trachtet, von sehr viel geringeren Gegensätzen
und Spannungen denn das literarische oder
malerische Werk bewegt. Das ist wohl in der
starren und stabilen Wesenheit des Materials,
des Steines und der Metalle, begründet, die
sich dem allzu individualistischen Experiment
und der radikalen Formung verweigern. Im
Vorübergang der Jahrhunderte sind es immer
zwei herrschende Tendenzen, die in fast gesetz-
mäßiger Kontinuität einander ablösen: die klas-
sische und die barocke. Das ägyptische Königs-
bild, die griechische Götterstatue aus archai-
scher Zeit, der Block des romanischen Christus
gehen auf verwandte formale Anschauung zu-
rück, wie andererseits die spätrömische Bildnis-

plastik, die gotische und barocke Figur. Und für
das neunzehnte Jahrhundert wird der Gegen-
satz im Werk Rodins und Hildebrands sichtbar.
Rodin schrieb: „Skulptur ist die Kunst der
Buckel und Höhlungen; die Kunst, die Formen
im Spiel von Licht und Schatten darzustellen. .
Es gibt keine Beharrung; alles bewegt sich un-
aufhörlich. Der menschliche Körper ist ein wo-
gender Tempel." Hildebrand formuliert seine
ganz anders geartete Anschauung so: „Alle
plastische Einzelform muß sich in einer größeren
Form einigen, alle Einzelbewegungen einen Teil
einer größeren Gesamtbewegung ausmachen,
sodaß zuletzt der ganze Formenreichtum einer
Figur in einen einfachsten Flächengang einge-
ordnet vor uns steht."

Im Sinne solcher allgemeinster Entwicklungs-
 
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