tungen im Obergeschoß erhielt im Laufedes
14. Jh. eine Gerichtslaube (1352) und einen
Turm. Die erste Rathauserweiterung erfolgte
zwischen 1409 und 1413. An der Marktstra-
ße entstand, unmittelbar an das alte Rathaus
anschließend, ein zweigeschossiger, unterkel-
lerter Bruchsteinbau, der mit Ziegeln ver-
blendet wurde. Der ursprünglich nur drei-
achsige Bau von 17 m Länge (heute: die an
den Ostflügel des Marktflügels anschließen-
den sieben Achsen) mit spitzbogigem, stark
profiliertem Portal mit glasierten Formstei-
nen ist durch einen geschoßunterteilenden,
bandartigen Tonfries gegliedert, der auch
für die späteren Rathauserweiterungsbauten
(der „Dogen-Palast" ausgenommen) wichti-
ges Gestaltungselement der Fassaden wird.
Der plastische Terrakottaschmuck des Frie-
ses aus unglasierten Platten besteht aus
Weinranken, in die Medaillons mit Wappen
und Bildnissen der Kurfürsten eingefügt
sind (Wappen des Reichs, der Landesherr-
schaft, der Landesteile und der Stadt Han-
nover). Unmittelbar über dem abschließen-
den Ziegelornamentband des Dachgesimses
sitzen drei (ehemals fünf) Lukarnen mit
figürlichen Tonreliefs zwischen übereck auf-
gestellten Fialen. Sie sind den Giebeln und
Lukarnen des späteren Marktflügels nach-
gebildet und erst 1503 hier aufgesetzt wor-
den, als der südlich anschließende Erwei-
terungsbau von heute vier Achsen im Jahr
1490 angebaut worden war (Fries mit
biblischen Szenen, z.T. stark restauriert).
Zwischen 1453 und 1455 entstand der Flü-
gel am Marktplatz neu. Aus dem ehemaligen
Erdgeschoß wurde das eingewölbte Keller-
geschoß des darüber zweigeschossig aufge-
führten Neubaus. Dieser repräsentative Bau,
der die Südseite des Marktplatzes riegelartig
abschließt, ist in Hannover das bedeutendste
Beispiel gotischer profaner Backsteinarchi-
tektur.
Der Marktflügel, von den Ratsbaumeistern
Cordt und Ludeke Haverkoper erbaut, ist
ausgezeichnet durch zwei fünfgeschossige
Staffelgiebel, die das hohe Satteldach rah-
men. Aus einem breiten, abgeschrägten
Giebelfuß steigen zehn übereck gestellte,
die Staffeln durchschießende Bündelfialen
auf, die mit kleinem Pyramidendach, doppel-
ter Kreuzblume und Eisenstangen mit Klee-
blatt (hannoversches Stadtwappen) bekrönt
sind. Diese zierlichen Fialen, aus braun- und
grünglasierten Formsteinen aufgeführt, rah-
men schmale, zurückliegende Wandfelder mit
gekuppelten Lichtöffnungen und Blendni-
schen. Die Staffeln sind mit dreieckigen
Aufsätzen aus durchbrochenem Vierpaß-
werk abgeschlossen (nur am Westgiebel
rekonstruiert). Die drei Lukarnen an der
Traufseite mit jeweils drei gleich hohen
Fialen sind im unteren Wandfeld den Gie-
beln nachgebildet, im oberen enthalten
flachbogige Blendnischen glasierte Figuren-
reliefs (Ritter- und Heiligengestalten). Die
Fenster der beiden Hauptgeschosse wurden
vielfach verändert. Die grundlegende Erneue-
rung der mittelalterlichen Fenster um 1600
durch Sandsteingewände wurde bei der Re-
staurierung durch C. W. Hase 1877—82
rückgängig gemacht (Teile der Sandstein-
einfassung am Haus Hinüberstraße 20 wie-
derverwendet). Die heutigen zwei- und drei-
geteilten Fenster mit Segmentbögen und
profilierten Gewänden unterstreichen das
mittelalterliche Erscheinungsbild. Der ge-
schoßunterteilende Tonfries, dem des älteren
Marktstraßenflügels nachgebildet, besteht
aus glasierten Platten und durch Hase er-
setzte und restaurierte Reliefs. Die Gerichts-
laube wurde 1490 an die Westseite des
Rathauses (Köbelingerstraße) angebaut.
Der Vorgängerbau des .Dogenpalasts' an der
Südwestseite des Marktflügels war der soge-
nannte .Apothekenflügel', der 1565—67 von
Hinrich Holste aus Hildesheim erbaut wurde
und die erste Apotheke Hannovers enthielt.
Der auf einem hohen Bruchsteinunterge-
schoß zweigeschossig aufgeführte Fachwerk-
bau mit Vorkragungen, reich geschnitzten
Füllbrettern und Brüstungsfeldern (Halbro-
setten) war Vorbild für die Gestaltung eini-
ger Hausfassaden der hannoverschen Alt-
stadt (vgl. u. Burgstraße 12).
1844 wurden von Stadtdirektor Rumann
und Stadtbaumeister August Andreae (Schü-
ler Friedrich Gärtners) umfassende Pläne zu
einem Rathausneubau erarbeitet. Der 1845
—48 erstellte ,Dogenpalast' anstelle des Apo-
thekenflügels sollte der Anfang eines neuen
Rathauses sein. Der dreieinhalbgeschossige,
gerade abschließende Bau von sieben Achsen
steht schlicht und blockhaft neben der zier-
lichen Giebelwand des gotischen Marktflü-
gels. Die betont horizontale Gliederung der
Fassade durch Sohlbankgesims, Rundbogen-
arkade, Geschoßgurt und Dachfries mit zin-
nenartigem Abschluß, die glatten Sandstein-
quader der Untergeschosse und die flächig
aufgemauerte Ziegelwand der Obergeschosse
mit großen Rundbogenfenstern in recht-
eckigen Sandsteinblendnischen verweisen auf
Gestaltungselemente der oberitalienischen
Palastarchitektur, die einen völligen Gegen-
satz zur norddeutschen Backsteinbauweise
des Alten Rathauses bilden.
Die Rückfassade des .Dogenpalasts' und die
Fassade des um 1840/42 entstandenen .Ge-
fangenenflügels' im Innenhof sind Backstein-
fassaden mit Lisenengliederung zwischen
breiten, durch Brüstungsfelder zweigeteilten
Altes Rathaus, Hase-Flügel an der Karmarschstraße
Blick in die Köbelingerstraße auf die
Marktkirche
Altes Rathaus, Konsolplastik C. W. Hase an der
Ecke Karmarschstraße/Schmiedestraße
55
14. Jh. eine Gerichtslaube (1352) und einen
Turm. Die erste Rathauserweiterung erfolgte
zwischen 1409 und 1413. An der Marktstra-
ße entstand, unmittelbar an das alte Rathaus
anschließend, ein zweigeschossiger, unterkel-
lerter Bruchsteinbau, der mit Ziegeln ver-
blendet wurde. Der ursprünglich nur drei-
achsige Bau von 17 m Länge (heute: die an
den Ostflügel des Marktflügels anschließen-
den sieben Achsen) mit spitzbogigem, stark
profiliertem Portal mit glasierten Formstei-
nen ist durch einen geschoßunterteilenden,
bandartigen Tonfries gegliedert, der auch
für die späteren Rathauserweiterungsbauten
(der „Dogen-Palast" ausgenommen) wichti-
ges Gestaltungselement der Fassaden wird.
Der plastische Terrakottaschmuck des Frie-
ses aus unglasierten Platten besteht aus
Weinranken, in die Medaillons mit Wappen
und Bildnissen der Kurfürsten eingefügt
sind (Wappen des Reichs, der Landesherr-
schaft, der Landesteile und der Stadt Han-
nover). Unmittelbar über dem abschließen-
den Ziegelornamentband des Dachgesimses
sitzen drei (ehemals fünf) Lukarnen mit
figürlichen Tonreliefs zwischen übereck auf-
gestellten Fialen. Sie sind den Giebeln und
Lukarnen des späteren Marktflügels nach-
gebildet und erst 1503 hier aufgesetzt wor-
den, als der südlich anschließende Erwei-
terungsbau von heute vier Achsen im Jahr
1490 angebaut worden war (Fries mit
biblischen Szenen, z.T. stark restauriert).
Zwischen 1453 und 1455 entstand der Flü-
gel am Marktplatz neu. Aus dem ehemaligen
Erdgeschoß wurde das eingewölbte Keller-
geschoß des darüber zweigeschossig aufge-
führten Neubaus. Dieser repräsentative Bau,
der die Südseite des Marktplatzes riegelartig
abschließt, ist in Hannover das bedeutendste
Beispiel gotischer profaner Backsteinarchi-
tektur.
Der Marktflügel, von den Ratsbaumeistern
Cordt und Ludeke Haverkoper erbaut, ist
ausgezeichnet durch zwei fünfgeschossige
Staffelgiebel, die das hohe Satteldach rah-
men. Aus einem breiten, abgeschrägten
Giebelfuß steigen zehn übereck gestellte,
die Staffeln durchschießende Bündelfialen
auf, die mit kleinem Pyramidendach, doppel-
ter Kreuzblume und Eisenstangen mit Klee-
blatt (hannoversches Stadtwappen) bekrönt
sind. Diese zierlichen Fialen, aus braun- und
grünglasierten Formsteinen aufgeführt, rah-
men schmale, zurückliegende Wandfelder mit
gekuppelten Lichtöffnungen und Blendni-
schen. Die Staffeln sind mit dreieckigen
Aufsätzen aus durchbrochenem Vierpaß-
werk abgeschlossen (nur am Westgiebel
rekonstruiert). Die drei Lukarnen an der
Traufseite mit jeweils drei gleich hohen
Fialen sind im unteren Wandfeld den Gie-
beln nachgebildet, im oberen enthalten
flachbogige Blendnischen glasierte Figuren-
reliefs (Ritter- und Heiligengestalten). Die
Fenster der beiden Hauptgeschosse wurden
vielfach verändert. Die grundlegende Erneue-
rung der mittelalterlichen Fenster um 1600
durch Sandsteingewände wurde bei der Re-
staurierung durch C. W. Hase 1877—82
rückgängig gemacht (Teile der Sandstein-
einfassung am Haus Hinüberstraße 20 wie-
derverwendet). Die heutigen zwei- und drei-
geteilten Fenster mit Segmentbögen und
profilierten Gewänden unterstreichen das
mittelalterliche Erscheinungsbild. Der ge-
schoßunterteilende Tonfries, dem des älteren
Marktstraßenflügels nachgebildet, besteht
aus glasierten Platten und durch Hase er-
setzte und restaurierte Reliefs. Die Gerichts-
laube wurde 1490 an die Westseite des
Rathauses (Köbelingerstraße) angebaut.
Der Vorgängerbau des .Dogenpalasts' an der
Südwestseite des Marktflügels war der soge-
nannte .Apothekenflügel', der 1565—67 von
Hinrich Holste aus Hildesheim erbaut wurde
und die erste Apotheke Hannovers enthielt.
Der auf einem hohen Bruchsteinunterge-
schoß zweigeschossig aufgeführte Fachwerk-
bau mit Vorkragungen, reich geschnitzten
Füllbrettern und Brüstungsfeldern (Halbro-
setten) war Vorbild für die Gestaltung eini-
ger Hausfassaden der hannoverschen Alt-
stadt (vgl. u. Burgstraße 12).
1844 wurden von Stadtdirektor Rumann
und Stadtbaumeister August Andreae (Schü-
ler Friedrich Gärtners) umfassende Pläne zu
einem Rathausneubau erarbeitet. Der 1845
—48 erstellte ,Dogenpalast' anstelle des Apo-
thekenflügels sollte der Anfang eines neuen
Rathauses sein. Der dreieinhalbgeschossige,
gerade abschließende Bau von sieben Achsen
steht schlicht und blockhaft neben der zier-
lichen Giebelwand des gotischen Marktflü-
gels. Die betont horizontale Gliederung der
Fassade durch Sohlbankgesims, Rundbogen-
arkade, Geschoßgurt und Dachfries mit zin-
nenartigem Abschluß, die glatten Sandstein-
quader der Untergeschosse und die flächig
aufgemauerte Ziegelwand der Obergeschosse
mit großen Rundbogenfenstern in recht-
eckigen Sandsteinblendnischen verweisen auf
Gestaltungselemente der oberitalienischen
Palastarchitektur, die einen völligen Gegen-
satz zur norddeutschen Backsteinbauweise
des Alten Rathauses bilden.
Die Rückfassade des .Dogenpalasts' und die
Fassade des um 1840/42 entstandenen .Ge-
fangenenflügels' im Innenhof sind Backstein-
fassaden mit Lisenengliederung zwischen
breiten, durch Brüstungsfelder zweigeteilten
Altes Rathaus, Hase-Flügel an der Karmarschstraße
Blick in die Köbelingerstraße auf die
Marktkirche
Altes Rathaus, Konsolplastik C. W. Hase an der
Ecke Karmarschstraße/Schmiedestraße
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