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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0096

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Plan der Residenzstadt Hannover .... 1834; Maßstab d. Originals: 1 : 5200;
Nds. Landesbibliothek Mappe XIX C, Nr. 71



Humboldtstraße 5, Friederikenstift, 1928—30,
Architekt P. Brandes


Calenberger Straße 4, um 1825


Humboldtstraße 5, Friederikenstift, 1928—30,
Architekt P. Brandes


DAS DURCH DIE ENTFESTIGUNG
HINZUGEWONNENE GEBIET
Nach dem Siebenjährigen Krieg begann man
mit der Entfestigung der Hauptstadt. Im Be-
reich der Calenberger Neustadt wurden vor
allem in den achtziger Jahren des 18. Jh. Ra-
velins, Lünetten und Bastionen demoliert
und das Clever und Calenberger Tor verän-
dert. Aus dieser Regulierung ergaben sich
z.B. am Westende der Calenberger Straße
zwischen Bäckerstraße und Wall neue Bau-
plätze, die bereits 1790 z.T. besetzt waren.
Heute zeigt dieser Abschnitt durch die Über-
formung des späten 19./frühen 20. Jh. und
vor allem durch die Kriegseinwirkungen
eine vollständig verfremdete Struktur. Ledig-
lich auf dem Grundstück Calenberger Str. 34
(heute zum Friederikenstift gehörig) steht
noch das sogenannte „Haus von Dachhau-
sen", ein zweigeschossiger verputzter Wohn-
bau von 9 : 4 Achsen, der im Kern aus dem
späten 18. Jh. stammen könnte. Die heutige
Gestalt — geprägt durch den erhöhten, fünf-
achsigen, leicht vortretenden Mittelabschnitt
unter Zwerchgiebel, mit Freitreppe, mitti-
gem Eingang und darüberliegendem Balkon,
— weist jedoch deutlich die Stilmerkmale
der Zeit um 1820—25 auf. Neben dem „Für-
stenhof" ist es das letzte erhaltene „Adels-
palais" in der Calenberger Neustadt.
KANONENWALL
Der Kanonenwall befestigte die West- und
Nordflanke der Calenberger Neustadt, inner-
halb einer seiner Bastionen hatte man die
katholische Kirche errichtet — hier noch ein
Abschnitt seines Verlaufs zu erahnen (s.o.).
Auf der südlich angrenzenden „Herzog von
Cumberland-Bastion" entstand nach der Ent-
festigung der über die Bäckerstraße zugäng-
liche Weißhaarsche Hof, in dem sich das
1842 vom Frauenverein für Armen- und
Krankenpflege gegründete Friederikenstift
entwickelte. Erst nach der endgültigen De-
molierung der Contrescarpe, der Anlage der
Humboldt- und anderer Straßen baute der
Verein 1876/77 auf vergrößertem Grund-
stück südlich der neu entstandenen Straße
Am Friederikenstift (verschwunden) ein
Krankenhaus im neogotischen Stil, von dem
noch die Kapelle (Pläne R. Berg und H.
Wegener) vorhanden ist. Der heute dominie-
rende Klinkerbau, vor dem sich ein nach
dem Krieg zugewonnener Grünbereich bis an
die Humboldtstraße zieht, errichtete 1928—
30 der Architekt P. Brandes, der nach den
Kriegszerstörungen auch den Wiederaufbau
leitete. Der Komplex gliedert sich in drei
aneinanderhängende, verschieden weit vor-
tretende Trakte, die sparsame Schmuckde-
tails — „gotisch" in spezifischer Umdeutung
der zwanziger Jahre — differenzierte Erker
und Vorlagen beleben. Besonders hervorge-
hoben ist der Mittelflügel mit Pforte und
hohem, kupferbeschlagenem Dachreiter, in
dem sich die Glocke befindet. Nach dem
Zweiten Weltkrieg erweiterte sich das Kran-
kenhaus über die aufgegebene Straße Am
Friederikenstift hinaus nach Norden fast bis
an den Goetheplatz, so daß heute der ganze
Bereich zwischen Calenberger-, Humboldt-,
Feuerwehr- und Bäckerstraße zum Klinikge-
lände zählte.

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