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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0188

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Dachzone durch kleinteilige Formen (Walm,
Pultdach, Fenstererker, Holzkonstruktion)
oder in der Verwendung von Fachwerk (Ga-
belsberger Straße 4, 5, um 1907, 16, um
1906, Slicherstraße 3, um 1906) Reflexe der
Landhausarchitektur.
Neben der repräsentativen Hauptachse —
Ferdinand-Wallbrecht-Straße — hatte die Ja-
kobistraße ursprünglich ähnliche Funktionen
als Verkehrs- und Erschließungsachse. Aller-
dings scheint ihr nie der Rand eines „Boule-
vards" zugewiesen worden zu sein. Im gan-
zen ist die Architektur weniger aufwendig
und qualitätvoll; vor allem ist der Zerstö-
rungsgrad aufgrund der Kriegseinwirkungen
höher. Die Häuserzeile zwischen Voß- und
Kollenrodtstraße (Nr. 24, 26ff., 38) kom-
plettiert die erhaltene Struktur im angren-
zenden Wohngebiet.
Ähnlich der Voßstraße gehört die Kollen-
rodtstraße zu den Querverbindungen im
Stadtteil. Die um 1904—08 entstandene
Wohnbebauung im Abschnitt zwischen Jako-
bi- und Ferdinand-Wallbrecht-Straße (Nr. 55,
56 ... 60) ähnelt in Gebäudegliederung, De-
kor und Aufwand der Architektur in der

Voßstraße. Eine Besonderheit findet sich auf
der gegenüberliegenden östlichen Straßensei-
te: Die Front der um 1907 erbauten Häuser
Nr. 10—13 ist aus der Bauflucht zurückge-
setzt; den Anschluß zu den Nachbargebäu-
den stellen vorgezogene Flügel her (Nr. 10,
13), die gleichzeitig die Vorgartenreihe be-
grenzen. Dieses planerische Mittel, den Stra-
ßenraum durch Abschnitte mit Vorgärten
erweiternd zu gliedern und die Abfolge der
Fassaden zu gruppieren, benutzte man zur
gleichen Zeit im heutigen Stadtgebiet z.B.
auch in Linden (Wittekind-, Jacobsstraße,
vgl. Bd. 10.2, Hannover Teil 2). Dem Archi-
tekten bzw. Bauherrn eröffnete sich dadurch
die Chance, die Gebäude mit ausluchtartigen
Vorbauten auszustatten und damit die Erd-
geschoßwohnungen aufzuwerten.
Die Häuser am nördlichen Abschnitt der
Kollenrodtstraße — Ostseite — (Nr. 18—21,
Eckbau Waldstraße 29) entstanden um 1911;
sie schließen sich aufgrund ihrer einheitli-
chen architektonischen Gestaltung und ihres
mit klassizistischen Versatzstücken angerei-
cherten Dekors zu einer Gruppe zusammen,
die etwa der gleichen Stilstufe wie der ge-


Blick in die Gabelsbergerstraße von Kollenrodtstraße


genüberliegende Eckbau an der Ferdinand-
Wallbrecht-Straße (Nr. 28, datiert 1910)
angehört.
Matthäus- und Josefskirche
Die expandierende Bebauung im Stadtteil
und im angrenzenden Vahrenwald machte
die Gründung von Gemeinden beider Konfes-
sionen notwendig, da weder die evangelische
Hainhölzer- und Markuspfarre noch die ka-
tholische St. Mariengemeinde in der Marsch-
nerstraße die seelsorgerliche Begleitung der
Bevölkerung auf Dauer leisten konnten.
Kurz nach 1900 richtete die lutherische Lan-
deskirche daher eine eigene Gemeinde im
Stadtteil List ein und ließ 1905/06 an der
Südwestecke Lister Kirchweg/Wöhler Straße
auf einem dreieckigen Platz von E. Wende-
bourg die Matthäuskirche errichten. Der go-
tisierende Bau erlitt im Zweiten Weltkrieg
starke Zerstörungen; erhalten blieben der
Turm und der polygonale Chor; beide ver-
bindet seit 1972 ein neuer „Kirchensaal"
(Architekten Klausund Gudrun Vogel).
Auf „freiem Feld" nördlich der Siedlungsge-
biete und östlich des Dorfes geplant, wurde

t

Matthäuskirche, 1905/06, Architekt Wendebourg


Hamischstraße von Gabelsbergerstraße
Richtung Bonifatiusplatz


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