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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0194

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„Musikerviertel"
Die Brahmsstraße als rechteckiger, südlich
quer zur Podbielskistraße liegender Platz
mit begrünter Mittelfläche bildet mit ihrer
einheitlichen Bebauung ein Intervall im
Straßenverlauf. In den Jahren 1912/13 ent-
stand durch die Architekten Jürgens und
Mencke die Bebauung auf der Nordostseite
(Nr. 3/4) und das Eckhaus (Nr. 1) auf der
gegenüberliegenden Seite. Der breitgelagerte
Baukörper, der durch die beiden Häuser Nr.
3 und 4 gebildet wird, tritt äußerlich mit ein-
heitlicher Gestaltung in Erscheinung. Der
über hohem Souterrain errichtete dreige-
schossige Putzbau wird durch ein auskragen-
des Traufgesims und einfache Geschoßge-
simse im Erdgeschoß in seiner Breitenwir-
kung verstärkt. An den Ecken risalitartig vor-
tretende Bauteile mit schmalen Ausluchten
und hohen darüberliegenden Zwerchhäusern
gliedern den Bau optisch in drei Teile. Durch
flache Pilaster werden das erste und zweite
Obergeschoß zusammengefaßt und in der
Vertikalen betont. Die Gebäudeseitenfron-
ten an der Podbielskistraße und Richard-
Wagner-Straße erhalten durch hohe Zwerch-

De-Haen-Platz 3, um 1928


Bunsenstraße 2, um 1928


giebel und gleiche Gliederungselemente
ebenfalls den Charakter von Schauseiten.
Typisch für diese dem Neoklassizismus nahe-
stehende Stilrichtung der Architektur stellt
sich in der Gestaltung der Putzfassaden
durch Wiederholung ähnlicher Motive (Vor-
bauten, Giebel, Dekor) ein Gleichgewicht
ohne aufdringliche Symmetrien ein. Heraus-
zustellen sei noch die aufwendige Gestaltung
des Eingangs und die gelungene Ecklösung
der Nr. 3.
Als Pendant zu den beiden angesprochenen
Gebäuden muß das gegenüberliegende Eck-
haus Nr. 1 gesehen werden. Stilistisch ähn-
liche Details sind hier in einer insgesamt leb-
hafter gegliederten Architektur angewendet
worden. Ausluchte, Balkone, Zwerchhäuser
und andere Dachausbauten lassen auch an
diesem Haus beide Fassaden als Schauseiten
in Erscheinung treten.
Die Brahmsstraße gehört zu dem etwa 1910
angelegten „Musikerviertel". Auf die durchge-
gliederte Südfassade des Hauses Nr. 3 mit
seinem schweren verschalten Giebel führt
die Händelstraße zu, über die man die Walder-
seestraße erreicht. Die Straßeneinmündung
flankieren drei relativ originale Villen Wal-

derseestraße 21, 22, 23), die — zwar eine
andere Bauaufgabe als die Gebäude an der
Brahmsstraße darstellend — der gleichen
Stilphase vor dem Ersten Weltkrieg angehö-
ren. Nr. 21, stark vom Klassizismus beein-
flußt, fällt durch die überdachte Veranda mit
Altan auf, die mit ihrer Folge ionischer Säu-
len an einen Porticus erinnert. Nr. 22 (Ar-
chitekt C. H. Ross) hat zwar durch die Ver-
änderung an Brüstung und Anbau einiges an
Originalität eingebüßt, doch zeigt es anson-
sten — Gliederung, Dachform, Fensterläden,
Einfriedigung — typische Merkmale dieser
Stilrichtung, in der „Barockes” eingeflossen
ist. Nr. 23 (Architekt Ed. Werner), der Bau
auf der Ostecke, dessen Hauptfassade er-
staunlicherweise zur Händelstraße liegt, be-
sitzt — obwohl er sein ursprüngliches, stark
geschwungenes Mansardwalmdach mit
Zwerchhaus und Dachhäuschen verloren hat
— noch immer den Charakter eines von Spät-
barock- oder Rokoko-Baukunst angeregten
Schlößchens, wobei die überkommenen For-
men der Architektur — z.B. das Palladiomo-
tiv — und des Dekors — z.B. Festons, Frucht-
gehänge usw. — durchaus eigenwillig inter-
pretiert wurden.

Hertzstraße 1, De-Haen-Platz 8,9, 10, um 1928



Walderseestraße 21,22, um 1912

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