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Ness, Wolfgang [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 10, Teil 1): Stadt Hannover — Braunschweig, 1983

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https://doi.org/10.11588/diglit.44751#0200

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Vahrenwalder Straße 7, „Continental"-Verwaltungsbau, 1912-14, Architekt P. Behrens


Phi lipsbornst raße. „Continental"-Werkshailen


11 VAHRENWALD

Der Stadtteil Vahrenwald wird im Westen
durch die Bahnlinie nach Bremen und Ham-
burg zur Nordstadt begrenzt und durch die
Straßen Am Hopfengarten, Bunnenbergstra-
ße, Moorkamp, Fenskestraße und Rübekamp
nach Hainholz. Die nördliche Grenze bildet
der Mittellandkanal, die östliche die Linsin-
genstraße und die Isernhagener Straße zum
Stadtteil List.
Die Hofanlagen des 1266 erstmalig erwähn-
ten Dorfes Vahrenwald bildeten bis zur Mit-
te des 19. Jh. die einzige Bebauung im ge-
samten Bereich des heutigen Stadtteils. Das
Dorf, von dem keinerlei baulicher Bestand
erhalten ist, lag an der ehemaligen Landstra-
ße nach Walsrode/Bremen, der heutigen
Vahrenwalder Straße, und an der Roter-
mundstraße, die ihren historischen Verlauf
beibehielt.
Der Bau der Eisenbahnlinie nach Bremen
und Minden im Jahre 1847 war auch für den
Stadtteil Vahrenwald Mitauslöser einer wei-
teren Aufsiedlung. Am Kreuzungspunkt der
Bahn und der Vahrenwalder Straße wurde
1864 die „Neue Hannoversche Gummi-
Waarenfabrik" gegründet, aus der später
(seit 1871) die Continental Gummi-Werke
hervorgingen. Die im Laufe der folgenden
Jahrzehnte stark expandierende Firma er-
weiterte auch ihre Baulichkeiten erheblich.
Als Krönung der Werksanlagen entstand in
den Jahren 1912—14 an der Vahrenwalder
Straße 7 ein neuer repräsentativer Verwal-
tungsbau durch den Architekten Peter Beh-
rens. Der breitgelagerte Baukörper erhält
seine besondere Strenge durch die in langge-
streckter Reihung angeordneten Stützglie-
der, die im Wechsel mit den schmalen Fen-
steröffnungen stehen. Die dadurch erreich-
te starke Vertikalisierung wird durch Gesim-
se und Brüstungsfelder in eine ausgewogene
Gesamtgliederung gebracht. In der Horizon-
talrichtung wird eine Durchbrechung der
Struktur durch den rückspringenden Mittel-
bau bewirkt, der mit kräftigen Lisenen be-
sonders betont ist. Ein verbreiterter Aufbau
über dem Attikageschoß unterstützt die
Symmetriewirkung der Werksteinfassade auf
einfache Weise. Die Strenge der aus der radi-
kalen Reduzierung klassizistischer Motive
entstandenen funktionellen Formen läßt den
Bau als zukunftweisend für die Architektur
der Sachlichkeit erscheinen.
In ähnlicher Gestaltung und Gliederung
schließen sich nördlich an den Verwaltungs-
bau, in kräftig geschwungenem Verlauf an
der Philipsbornstraße gelegen, sechsgeschos-
sige Produktionshallen an, die in mehreren
Bauabschnitten errichtet wurden. 1923 ent-
stand nördlich des heutigen Fassadenein-
schnittes der erste größere Teilkomplex, der
1936 und 1938 in identischer Gestaltung bis
zum Continentalplatz erweitert wurde. Als
Nachfolgebau für ein 1906 errichtetes klei-
neres Gebäude wurde 1953 ebenfalls in An-
lehnung an die Architektur von 1923 der
südliche Gebäudeteil erstellt.
Die heute einheitlich erscheinenden dunkel-
roten Klinkerbauten sind durch Lisenen, die
über dem Erdgeschoß die drei Hauptgeschos-
se zusammenziehen, mit einer strengen Ver-

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