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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0053

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Die Erfindung der Chlorsilbergelatine für Diapositive usw. 623

Tatsache, daß die Herstellung von Diapositiven und positiven Papierbildern mit
Chlorsilbergelatineemulsion und chemischer Entwick-
lung zuerst von J. M.Eder und G. Pizzighelli in Wien im Jahre 1881
publiziert wurde.

Dann tauchten irrtümliche Verwechslungen dieses Verfahrens mit dem davon
gänzlich verschiedenen Auskopierverfahren mit Chlorsilbergelatine
und überschüssigem Silbernitrat (Aristopapier) auf, worüber bereitsauf
S. 617 berichtet wurde. Dieser Irrtum brachte die geschichtliche Darstellung in
Verwirrung, so daß hierauf näher eingegangen werden muß. In dem Buche von
C. B. Neblette ,,Photography“ London 1927 S. 32 (vgl. S. 621 des vorliegen-
den Werkes) wurde geschrieben: „Palmer and Smith as earley as 1866 showed a
paper coated with an emulsion of gelatinochlorid of silver be used for positiv printing
(Phot. News 1866, S. 24, 36). Eurther Details were given by Dr. Eder and Capt.
Pizzighelli, Capt. Abney and W. T. Wikinson in 1881. . ..“

Diese Darstellung Mr. Neblettes ist irrtümlich, denn Palmer und
Smith haben die Chlorsilbergelatine mit chemischer Entwicklung nicht er-
funden. Weder in der Originalpublikation von Palmer noch in der von W. H.
Smith vom Jahre 1866 ist ein Wort von Chlorsilbergelatine mit chemischer Ent-
wicklung zu finden.

Dies kann bewiesen werden. Palmer schreibt unter dem Titel „Enlargement
of canvas“ (loco citato), daß er Chlorsilber in Gelatine suspendiert habe, aber dies in so
sehr kleiner Menge („in such minute quantities“) auf den „canvas“ (Segeltuch) auf-
getragen habe, daß weder Wärme noch Feuchtigkeit (moisture) schadete, und auch
kein Brechen (cracking) eintrat. Er sagt: „It is developped without gallic acide,
neither gelatine not any hygroscopic substance“ ....

Diese Definition enthält nicht ein einziges Wort, das auf eine
chemische Entwicklung hinweist.

Wir wollen nun auch die Publikation von W. H. Smith in Phot. News 1866,
S. 36 genau untersuchen. Es ist bei Smith überhaupt von keiner Entwick-
lung der Bilder die Rede. Höchst wahrscheinlich lag ein direktes Aus-
kopierpapier (ohne Entwicklung) vor, wie die Beschreibung der Kopie („The
colour is rieh, delicate and transparent“) vermuten läßt.

Es haben also weder Palmer noch W. H. Smith die Chlorsilbergelatine
mit chemischer Entwicklung im Jahre 1866 angegeben.

Da namentlich in englischen und amerikanischen Zeitschriften die Erfindungs-
geschichte der Chlorsilber- und Chlorbromsilbergelatine stets unrichtig geschildert
wurde, reklamierte Eder in „Photographie Journal der Royal Photographie Society
of Great Britain“ im August 1830 (1930 auch Phot. Industrie, 1930, Heft 30) für
sich und Rzzighelli die Priorität der Erfindung.

Diese Reklamation Eders hatte den Erfolg, daß Mr. Neblette in der zweiten
Auflage seines Buches „Photography“ London, 1931, die oben erwähnte irrtüm-
liche Schilderung fallen ließ (vgl. auch S. 621).

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