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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0094
FÜNFUNDSECHZIGSTES KAPITEL.
DIE ENTDECKUNG DER DESENSIBILISIERUNG.
Die Photochemiker des 19. Jahrhunderts waren der Ansicht, daß
alle Substanzen, welche die Lichtempfindlichkeit des Bromsilbers usw.
vernichten oder stark herabsetzen, auch das latente entwicklungs-
fähige Lichtbild zerstören. Erst im Jahre 1901 fand Dr. Lüppo-
Cramer (Phot. Korresp., Juli 1901), daß gewisse Entwicklerlösun-
gen der Klasse des Paramidophenols, sowie das Eisenoxalat die
Empfindlichkeit des nicht belichteten Bromsilbers stark herabsetzen,
ohne die Entwicklungsfähigkeit des latenten Lichtbildes zu zerstören.
Diese die Lichtempfindlichkeit verringernde Wirkung gewisser organi-
scher Entwicklerlösungen studierten später auch die Gebrüder
Lumiere und A. Seyewetz in Lyon 1907p. Aber erst die
Entdeckung von Farbstoffen, welche als „Desensibilisatoren“
im oben erwähnten Sinne wirken können, führte zu einer umwälzenden
Veränderung des Entwicklungsverfahrens photographischer Platten
bei hellem Lichte, was namentlich für die Verwendung farbenemp-
findlicher Platten von größter Bedeutung war. Diese Entdeckung ver-
danken wir Dr. Lüppo-Cramer (damals in München), der auf
Grund gewisser theoretischer Voraussetzungen in den Teerfarbstoffen
der Safranin- und verwandter Gruppen Desensibilisatoren fand, die
praktisch wesentlich viel besser wirkten, als die oxydierten Entwick-
lersubstanzen.
Die erste Publikation über Desensibilisierung durch Farbstoffe
machte Lüppo-Cramer in der Schweizer Zeitschrift „Die Photo-
graphie“ (Oktober 1920, Nr. 10 und 11) und in der „Photographi-
schen Korrespondenz“ (Dezember 1920, S. 311). Die erste Abhandlung
führte den Titel: „Ein neues Verfahren, höchst-empfindliche und selbst
farbenempfindliche Platten bei gewöhnlichem Kerzenlichte zu ent-
1) Lüppo-Cramer weist seine Prioritätsansprüche gegenüber Lumiere
und Seyewetz in seinem Buche „Die Grundlagen der photographischen Negativ-
verfahren“ 1927 (E d e r s Handbuch II, 1, 3. Aufl., S. 678 nach).
DIE ENTDECKUNG DER DESENSIBILISIERUNG.
Die Photochemiker des 19. Jahrhunderts waren der Ansicht, daß
alle Substanzen, welche die Lichtempfindlichkeit des Bromsilbers usw.
vernichten oder stark herabsetzen, auch das latente entwicklungs-
fähige Lichtbild zerstören. Erst im Jahre 1901 fand Dr. Lüppo-
Cramer (Phot. Korresp., Juli 1901), daß gewisse Entwicklerlösun-
gen der Klasse des Paramidophenols, sowie das Eisenoxalat die
Empfindlichkeit des nicht belichteten Bromsilbers stark herabsetzen,
ohne die Entwicklungsfähigkeit des latenten Lichtbildes zu zerstören.
Diese die Lichtempfindlichkeit verringernde Wirkung gewisser organi-
scher Entwicklerlösungen studierten später auch die Gebrüder
Lumiere und A. Seyewetz in Lyon 1907p. Aber erst die
Entdeckung von Farbstoffen, welche als „Desensibilisatoren“
im oben erwähnten Sinne wirken können, führte zu einer umwälzenden
Veränderung des Entwicklungsverfahrens photographischer Platten
bei hellem Lichte, was namentlich für die Verwendung farbenemp-
findlicher Platten von größter Bedeutung war. Diese Entdeckung ver-
danken wir Dr. Lüppo-Cramer (damals in München), der auf
Grund gewisser theoretischer Voraussetzungen in den Teerfarbstoffen
der Safranin- und verwandter Gruppen Desensibilisatoren fand, die
praktisch wesentlich viel besser wirkten, als die oxydierten Entwick-
lersubstanzen.
Die erste Publikation über Desensibilisierung durch Farbstoffe
machte Lüppo-Cramer in der Schweizer Zeitschrift „Die Photo-
graphie“ (Oktober 1920, Nr. 10 und 11) und in der „Photographi-
schen Korrespondenz“ (Dezember 1920, S. 311). Die erste Abhandlung
führte den Titel: „Ein neues Verfahren, höchst-empfindliche und selbst
farbenempfindliche Platten bei gewöhnlichem Kerzenlichte zu ent-
1) Lüppo-Cramer weist seine Prioritätsansprüche gegenüber Lumiere
und Seyewetz in seinem Buche „Die Grundlagen der photographischen Negativ-
verfahren“ 1927 (E d e r s Handbuch II, 1, 3. Aufl., S. 678 nach).