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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0115

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SIEBENUNDSECHZIGSTES KAPITEL.

DAS STROBOSKOPISCHE SEHEN UND DIE
PROJEKTION VON BEWEGUNGS-SERIENBILDERN.

Das Bromsilberverfahren ermöglichte die bequeme Herstellung
von Momentaufnahmen und damit auch die Herstellung von Serien-
bildem und deren Projektion, wovon schließlich gegen Ende des
19. Jahrhunderts diejenigen auf langen Zelluloidstreifen die meisten
Erfolge erzielten. Die Anfänge der optischen Darstellungen von
Serienbildem reichen weit zurück.

Auch hier liegen Vorahnungen der phantasiereichen alten Römer vor. Man
hat eine Stelle in den Dichtungen des alten lateinischen Dichters und Naturforschers
Lucretius Carus (geh. 96 v. Chr., gest. 55 durch Selbstmord) dahin gedeutet,
daß derselbe die Wiedervereinigung von Reihenbildern kannte 1).

Die betreffende Stelle lautet:

,, Quod superest, non est mirum simulacra moveri
brachiaque in numerum jactare et cetera membra;
quippe ubi prima perit alioque est altera nata
inde statu, prior hie gestum mutasse videtur;
scilicet, id fieri celeri ratione putandum est.“

Die Übersetzung lautet etwa:

,»Wundere Dich übrigens nicht, daß Bilder sich scheinen zu regen,
Scheinen nach Ordnung und Maß Glieder und Arme zu werfen;

Nämlich das eine verschwindet, und kommt statt dessen ein andres
Anders gestellt, und nun scheint jenes Gebärde zu ändern;

Denn es versteht sich, daß dies im schnellsten Momente geschehe.“

Durch die vage Angabe von Lucrez wird jedoch das Verdienst
Plateaus und Stampfers, der späteren Entdecker des strobo-
skopischen Sehens, nicht geschmälert.

Es ist bemerkenswert, daß Plateau selbst diese Stelle in
Lucrez kannte und er über sie sogar eine Notiz publizierte: „Sur le
passage de Lucrece, oü Ton a cru voir une description du fanta-
scope“ (Bibi. univ. Ser. IV. T. XX. 1852).

1) Sachers, Phot. Korresp. 1897, S. 1. -—• F. Paul Liesegang in
„Kinotechnik“ 1919, Heft 4.

Eder, Handb. d. Photogr. I. 1. —Geschichte. 4.Aufl.

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