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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0320

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ZWEIUNDNEUNZIGSTES KAPITEL.

LICHTDRUCK.

Die grundlegende Idee zum „Lichtdruck“ finden wir schon bei
Poitevin 1855 beschrieben (s. S. 774). Er erkannte, daß eine mit
Bichromat-Gelatine überzogene Platte nach deren Belichten unter
einem Negativ und nach dem Feuchten mit Wasser fähig wird, nur
an den belichteten Stellen fette Farbe anzunehmen; man kann dann
direkte Abdrücke von solchen Schichten auf Papier machen. Dieses
Verfahren fand aber verhältnismäßig spät Eingang in die Druck-
praxis. Die Photolithographie, Zinkotypie, Heliogravüre waren früher
praktisch durchgeführt, bevor man den „Lichtdruck“ unmittelbar
von der Chromgelatineschicht ausübte.

Erst im Jahre 1865 wurden von den Franzosen C. M. T e s s i e
du M o t a y und Ch. Raph. Marechal in Metz, Chromgelatine-
schichten auf einer Unterlage von Kupferplatten unter der Bezeich-
nung „P h o t o ty p i e“, und zwar nur vorübergehend, benutzt, da die
Gelatineschicht auf der Metallunterlage (Kupferblech) für einen
Auflagedruck nicht genügend haftete und sich bald losschälte. Im-
merhin lieferten die Genannten recht hübsche Lichtdrucke, jedoch
nur in kleinen Auflagen, meist für den eigenen Bedarf an Muster-
blättern (sie hatten eine Glasmalerei in Betrieb), so daß wenige
derartige Drucke bekannt wurden ß. Eine Reproduktion eines von
Tessie du Motay und Marechal im Jahre 1867 hergestellten
Lichtdruckes1 2) war als Tafel XI in der vorigen Auflage dieser „Ge-
schichte“ nach einer Porträtaufnahme von W e g e n e r und M o 11 u in
Amsterdam mittels Lichtdruck reproduziert worden. Die Abb. 313 zeigt
eine Reproduktion dieser Tafel in Autotypie. Man erkennt, daß diese
ersten praktischen Lichtdrucker mit der Schwierigkeit, die zarten
Mitteltöne wiederzugeben, zu kämpfen hatten, da diese Inkunabeln des
Lichtdrucks ziemliche Härten in den Halbtönen aufweisen; sie müssen
aber trotzdem schon als ganz respektable Leistungen gewertet werden.

1) Vgl. Phot. Korresp. 1868, S. 274.

2) Aus den Sammlungen der Wiener Photographischen Gesellschaft.
 
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