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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0391
FÜNFUNDNEUNZIGSTES KAPITEL.
PHOTOCHROM IE. - FARBENPHOTOGRAPHIE MIT
SILBERPHOTOCHLORID. - LIPPMANNS INTER-
FERENZVERFAHREN UND DESSEN PHOTOGRA-
PHIE INTEGRALE. - KODACOLOR. - AUSBLEICH-
VERFAHREN.
Die erste Andeutung über die Entstehung von natürlichen Farben
durch Lichtwirkung machte Senebier 1782, indem er die Beob-
achtung mitteilte, daß Chlorsilber im violetten Lichte mehr einen
Stich ins Blaue, gegen das andere Ende des Spektrums aber hellere
Nuancen annehme (s. S. 141).
Der Physiker Seebeck in Jena war aber der erste, welcher
im Jahre 1810 (s. S. 198) genau und deutlich feststellte, daß das
Sonnenspektrum auf Chlorsilberpapier Farbennuancen erzeuge, welche
jenen Spektralfarben ähnlich seien, von welchen es getroffen wurde.
Sir John Herschel machte weitere Beobachtungen in dieser
Richtung; er bemerkte im Februar 1840, daß ein mit Chlorsilber
behandeltes und im Sonnenlichte geschwärztes Papier unter dem Ein-
flüsse der Strahlen des Spektrums im roten, grünen und blauen Lichte
analoge Farben annahm. Diese Erfahrungen fanden jedoch ebenso
wenig Anklang wie jene Seebecks, da die ganze Welt von der
Unmöglichkeit einer Lösung des Problems überzeugt war und die
durch Herschel beobachtete Tatsache für etwas bloß Zufälliges
hielt 0.
Die Resultate der Edmund Becquerel sehen Untersuchungen
über Photochromie —- 1847, 1848 und 1855 —- übertrafen alle vor-
hergehenden. Er bereitete seine empfindliche Schicht, indem er eine
polierte Silberplatte in die Lösung eines Metallperchlorides oder in
Chlorwasser tauchte; es bildet sich eine violette Schicht von Silber-
subchlorid, welche unter dem Einflüsse farbiger Gläser oder des
Spektrums den empfangenen Eindruck annimmt und diese Farben-
photographie so lange festhält, als man eine nachfolgende Lichtein-
wirkung vermeidet.
Niepce de Saint Victor befaßte sich von 1851 bis 1866
mit .Becquerels Methode der Heliochromie auf chlorierten Silber- 1
1) Vgl. Philosoph. Transact. 1840. S. 28. — Athenaeum Nr. 621.
PHOTOCHROM IE. - FARBENPHOTOGRAPHIE MIT
SILBERPHOTOCHLORID. - LIPPMANNS INTER-
FERENZVERFAHREN UND DESSEN PHOTOGRA-
PHIE INTEGRALE. - KODACOLOR. - AUSBLEICH-
VERFAHREN.
Die erste Andeutung über die Entstehung von natürlichen Farben
durch Lichtwirkung machte Senebier 1782, indem er die Beob-
achtung mitteilte, daß Chlorsilber im violetten Lichte mehr einen
Stich ins Blaue, gegen das andere Ende des Spektrums aber hellere
Nuancen annehme (s. S. 141).
Der Physiker Seebeck in Jena war aber der erste, welcher
im Jahre 1810 (s. S. 198) genau und deutlich feststellte, daß das
Sonnenspektrum auf Chlorsilberpapier Farbennuancen erzeuge, welche
jenen Spektralfarben ähnlich seien, von welchen es getroffen wurde.
Sir John Herschel machte weitere Beobachtungen in dieser
Richtung; er bemerkte im Februar 1840, daß ein mit Chlorsilber
behandeltes und im Sonnenlichte geschwärztes Papier unter dem Ein-
flüsse der Strahlen des Spektrums im roten, grünen und blauen Lichte
analoge Farben annahm. Diese Erfahrungen fanden jedoch ebenso
wenig Anklang wie jene Seebecks, da die ganze Welt von der
Unmöglichkeit einer Lösung des Problems überzeugt war und die
durch Herschel beobachtete Tatsache für etwas bloß Zufälliges
hielt 0.
Die Resultate der Edmund Becquerel sehen Untersuchungen
über Photochromie —- 1847, 1848 und 1855 —- übertrafen alle vor-
hergehenden. Er bereitete seine empfindliche Schicht, indem er eine
polierte Silberplatte in die Lösung eines Metallperchlorides oder in
Chlorwasser tauchte; es bildet sich eine violette Schicht von Silber-
subchlorid, welche unter dem Einflüsse farbiger Gläser oder des
Spektrums den empfangenen Eindruck annimmt und diese Farben-
photographie so lange festhält, als man eine nachfolgende Lichtein-
wirkung vermeidet.
Niepce de Saint Victor befaßte sich von 1851 bis 1866
mit .Becquerels Methode der Heliochromie auf chlorierten Silber- 1
1) Vgl. Philosoph. Transact. 1840. S. 28. — Athenaeum Nr. 621.