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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0392

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962

Fünfundneunzigstes Kapitel.

platten, verbesserte das Verfahren und erhielt glänzendere und leb-
haftere Farben als seine Vorgänger 1).

Wird eine blank polierte Silberplatte durch Einwirkung von Chlor mit einer
dünnen Schicht von Silbersubchlorid (Silberphotochlorid) überzogen, so verändert sie
sich unter dem Einflüsse des Sonnenspektrums derartig, daß die affizierten Stellen
Farbennuancen zeigen, ähnlich den farbigen Strahlen, von denen sie getroffen wurden.
Eie ,,Chlorierung“ der Silberplatte wurde auf verschiedene Weise mit wechselndem
Erfolge vorgenommen:

Man tauchte die Silberplatte in eine Lösung von Eisenchlorid oder Kupfer-
chlorid (Becquerel), ein Gemenge von beiden oder in eine erwärmte Lösung von
Chlorkalium und Kupfervitriol, wusch sie nach einigen Sekunden und trocknete 2);
oder man hielt sie über Chlorwasser, bis sie eine weißliche, schwach rosenrote Farbe
angenommen hatte (Becquerel).

Becquerel zog die Chlorierung auf galvanischem Wege vor: Die Silberplatte
wird als positiver Pol in verdünnte Salzsäure (1:8) getaucht (der negative Pol ist
ein Platinblech); sie nimmt im Zeitraum einer Minute allmählich eine graue, gelbliche,
violette, bläuliche Farbe an, die sich dann in derselben Reihenfolge wiederholt; in
dem Augenblick, bevor das Violett zum zweiten Blau übergeht, wird die Operation
unterbrochen, die Platte abgespült und über einer Weingeistflamme getrocknet. Diese
Silberplatte gibt jetzt alle Farben des Spektrums wieder; das Blau und Violett am
schönsten, das Gelb am schwächsten. Erwärmen auf 100 Grad, wodurch die Schicht
rosenrot wird, erhöht die Empfindlichkeit, namentlich für Gelb 3). Die Empfindlichkeit
der Chlorsilberschicht gegen farbiges Licht hängt von der Picke der Schicht und der
Konzentration der Chlorierungslösung ab; außerdem von der Reinheit des Silbers,
welches nicht einmal 10% Kupfer enthalten soll4). Kupferchlorid erteilt den Farben
größere Lebhaftigkeit als Chlorwasser allein. Bei der Anwendung von verdünntem
Chlor wird besonders das Gelb reproduziert, konzentriertes Chlorwasser gibt besonders
das Rot und Orange. Auch eine Mischung von Chlormagnesium und Kupfervitrol
erschien empfehlenswert5). Später chlorierte Niepce mit Chlorkalk; dieses
alkalische Bad gibt weniger empfindliche Schichten, ist aber sehr einfach.

Die schönsten Photochromien, welche überhaupt auf chlorierten
metallischen Silberplatten erzeugt wurden, rühren von Niepce de
Saint Victor her, der in der Pariser Weltausstellung
im Jahre 1862 und jener im Jahre 18676) solche ausstellte.

Eine dieser Niepce sehen Heliochromien (ein farbiges Muster)

1) Compt. rend. 1851, 1852, 1859 u. ff.

2) Niepce de St. Victor, Compt. rend. Bd. 31, S. 491.

3) Ausführlicheres s. außer a. a. 0. den Bericht Becquerels in der Sitzung
der Photogr. Gesellschaft zu Paris am 18. Dezember 1857; auch Heinlein, Photo-
graphikon, S. 384; Ding ler, Polytechn. Joum. Bd. 134, S. 123. — Phot. Arch.
1868, S. 300.

4) Niepce; außer a. a. O. s. M a r t i n , Handbuch d. Photogr. 1857. S. 311.
Erste und zweite Abhandlung.

5) 4. Abhandlung. Compt. rend. 1862. Bd. 54, S. 281 und 299. Kreutzer,
Zeitschrift f. Photogr. 3. Jahrg. S. 5; auch Heinlein a. a. O.

6) Vgl. Phot. Korresp. 1867. S. 190.
 
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