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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0124

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ACHTUNDSECHZIGSTES KAPITEL.

EDWARD MUYBRIDGES BEWEGUNGS-PHOTO-
GRAPHIEN.

Die ersten systematischen in regelmäßigen Intervallen herge-
stellten Photographien von Menschen oder Tieren in Bewegung
machte der Engländer Edward Muybridge1).

Er war am 9. April 1830 in dem Städtchen Kingston-on-
Thames bei London geboren, bei der Taufe erhielt er den Vornamen
Edward James, für den er mit Vorliebe die alte angelsächsische
Form „Eadweard“ gebrauchte. Er wanderte in jungen Jahren nach
Amerika aus, war anfangs Kaufmann, erlernte die Photographie, wurde
Berufsphotograph und wurde von der Regierung der Vereinigten
Staaten zum Leiter des „Photographie survey“ an der kalifornischen
Küste ernannt. Dort war er im Frühjahr 1872, an der Küste des
Stillen Ozeans tätig, als in San Francisco der Gouverneur von Kali-
fornien Hon. Leland Stanford auf ihn aufmerksam wurde.
Dieser unterhielt ein eigenes Gestüt für Rennpferde und geriet mit
einem Herrn Frederick Mac Crellish in einen Streit über die
Frage, ob das Pferd im schnellsten Laufe während gewisser Augen-
blicke alle vier Beine gleichzeitig vom Erdboden entferne oder nicht.
Nun hatte sich aber der Franzose Dr. Jules Marey schon ge-
raume Zeit früher mit der Frage befaßt2).

F. Paul Liesegang schildert dies in der „Kinotechnik“ ausführlich: Jules
Marey hatte sich bereits geraume Zeit vor diesen Ereignissen eingehend mit der
Frage befaßt, wie man durch mechanische Verfahren die Bewegungen des Pferdes im
Trab oder im Galopp zwangläufig registrieren könne, indem die Zeitdauer, während
der ein jeder der vier Pferdefüße den Erdboden berührt, automatisch aufgezeichnet
wird 2). Um das zu ermöglichen, hatte er in die Höhlung eines jeden Pferdehufes, die
vom Hufeisen umgeben wird, je einen Gummiball fest eingebettet, von dem aus ein

1) Biographie Muybridg e’s, s. Sir Sidney Lee: „Dictionary of National
Biography“, Second Suppl. Vol. II, S. 668/669. London 1912. — KonradW olter,
Filmtechnik 1928, Bd. 4, C. 239, 258 und 281. — Wolter und S e e b e r , Film-
technik, Sonderheft zur Leipziger Frühmesse 1930, S. 1. —

2) Marey berichtet darüber in seiner „La Chronophotographie“, Paris 1899,
Seite 6.
 
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