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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0165

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DREIUNDSIEBZIGSTES KAPITEL.

KÜNSTLICHES LICHT IN DER PHOTOGRAPHIE.

Der Physiker S e e b e c k beobachtete schon 1812, daß bengalisches Weißfeuer
stark aktinisches Licht aussende und Chlorknallgas zur Explosion bringe (s. S. 201).

Die erste photographische Reproduktion auf Daguerreotypplatten beim Lichte
gewöhnlicher Öllampen dürften die Gebrüder Natter er 1841 versucht haben
(s. S. 368).

Das ,,0 xyhydrogen-Kalklich t“, bei welchem mittels des Sauerstoff-
gebläses ein Kalkzylinder zur heftigsten Weißglut erhitzt wird und dann blendend
weißes Licht gibt, war zur Zeit der Daguerreotypie unter dem Namen Drummond-
sches Kalklicht längst bekannt. — In den meisten Literaturquellen findet man als Er-
finder des Kalklichtes Thomas Drummond 1826 x) bezeichnet. Das ist aber irr-
tümlich. Schon zu Lebzeiten Drummonds war die Prioritätsfrage erörtert
worden, und es ist der Offenheit Drummonds zu verdanken, wenn wir darüber
eine schriftliche authentische Widerlegung dieses Irrtumes anführen können. Guer-
n e y (Sir Goldsworth y) (geb. 1793, gest. 1875) entdeckte das Kalklicht, welches
mit Drummonds Namen belegt wurde, weil dieser es bei seinen trigonometrischen
Arbeiten in Irland in den Jahren 1826—1827 zuerst öffentlich benutzte. Drummond
selbst konstatiert, daß er gar kein Anrecht an der Erfindung habe. Der Erfinder,
welcher sein Licht vor dem Herzog von S u s s e x und König Leopold zeigte,
wurde denn auch mit der Medaille des wissenschaftlichen Vereins bedacht (Jahrb.
f. Phot. 1902).

Die starke chemische Wirkung des elektrischen Bogenlichtes wurde beim Chlor-
knallgas erkannt und zwar von Brandes (Annales de Chimie et de Physique Bd. 19).
In der Daguerreotypie scheint das Bogenlicht zuerst von Silliman und G o o v e
versucht worden zu sein: Sie photographierten im November 1840 bei elektrischem
Bogenlicht von 90 Daniell-Elementen ein Medaillon. B e r r e s (s. S. 540) hatte es
schon 1840 zur Mikrophotographie benutzt.

E i z e a u und Eoucault1 2) wiesen 1844 nach, daß die chemische Leuchtkraft
des Drummond sehen Kalklichtes geringer ist als jene des elektrischen Bogenlichts
von 40 galvanischen Elementen; sie verglichen die Helligkeit von Kalklicht, elektri-
schem Licht und Sonnenlicht sowohl optisch als photographisch auf Daguerreotyp-
platten und fanden zum ersten Male, daß chemische und optische Helligkeit der Licht-
quelle nicht proportional sei (Annal. de Chim. et de Phys. (3) Bd. 11, S. 370), was auch
B u n s e n und Roscoe (1859) später bei ihren Studien über Wirkung der Leuchtgas-
und Kohlenoxydflamme auf Chlorknallgas feststellten.

1) Edinburgh Journ. of Science, 1826, S. 319.

2) Über andere Arbeiten F i z e a u s und Foucaults s. S. 356.

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