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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0164

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734

Zweiundsiebzigstes Kapitel.

Er bildete das Verfahren zu ballistischem, militärischem Zwecke
in Deutschland aus. Einige Jahre später wurde die Cranzsche
Methode von Oberst Dr. Wächter im k. und k. Technischen
Militärkomitee in Wien eingeführt.

Bei dem E. Machschen Verfahren war es immer nur möglich,
eine einzelne Aufnahme des Projektils zu machen. Den Bemühungen
des Professors C. Cranz in Berlin war es 1909 gelungen, einen
ballistischen Kinematographen zu konstruieren (Zeitschr.
für das gesamte Schieß- und Sprengstoffwesen, 1909 IV, 17), mit
dem er in der Lage war, von einem Vorgang, der 0,1 Sekunde
dauert, 500 Aufnahmen zu machen, die sich also in einem Zeit-
abstande von V5ooo Sekunde folgten.

Um das Jahr 1909 begann Dr. C. Cranz seine Arbeiten über die photogra-
phische Methode zur Messung von Geschwindigkeiten bei Infanteriegeschossen, ver-
suchte die Verwendung von Gleichstrom-Löschfunkenstrecken zur kinematogra-
phischen Aufnahme ballistischer und physikalischer Vorgänge usw., worüber in E d e r s
Jahrbuch 1914, S. 317 genauer berichtet wird (s. auch E d e r s Jahrbuch 1910, S. 159
und 232; 1911, S. 533). C. Cranz konnte mit seinem Apparate sehr viele Bilder
in der Sekunde machen und stellte Aufnahmen von fliegenden Geschossen und der
Wirkung von Schüssen her. Diese Bilder wurden in der Internationalen Photogra-
phischen Ausstellung in Dresden vom Jahre 1909 dem großen Publikum vorgeführt.
Er machte auch Serienaufnahmen von Luft schlieren mit Hilfe elektrischer Eunken.

Später wurde Geh. Rat C. C r a n z Leiter des Institutes für technische Physik
an der Technischen Hochschule in Berlin; er stellte am photographischen Kongreß
in Dresden 1931 eine Übersicht seiner Schall- und ballistischen Aufnahmen aus.

Auch Paul Schrott verwendete die „Schlieren-Kinemato-
g r a p h i e“ zu weiteren Studien (Die Kinotechnik 1930, S. 40).

In Österreich beschäftigte sich der Wiener Artillerie-Offizier Major Franz
D u d a erfolgreich mit Konstruktionen von Apparaten zur Serienphotographie flie-
gender Kanonenprojektile am Tageslicht, um die Plugbahn zu bestimmen. Wegen
seiner wissenschaftlichen Kenntnisse wurde er vom Kriegsminister Auffenberg
dem Technisch-administrativen Militärkomitee in Wien (I. Getreidemarkt) zugeteilt,
arbeitete dort seine Erfindung aus. Der Verfasser sah im Jahre 1913 gute Proben
solcher Serienphotographien. Den Weltkrieg machte Duda als Offizier einer schweren
Haubitzenbatterie in Serbien und in den Karpathen mit, wurde noch während des
Krieges nach Wien zurückberufen und arbeitete auf allen Schießplätzen mit seinen
Meßgeräten.

Er hatte drei Serienapparate für die erwähnten Serienphotographien erbaut.
Der letzte, vollkommenste, war nach dem Zusammenbruch in Österreich nicht mehr
verwertbar und Duda, der diese Mechanikerarbeiten aus eigenen Mitteln bezahlen
mußte, war genötigt, diesen Apparat ins Ausland zu verkaufen, um die aufgelaufenen
Rechnungen bezahlen zu können. In Deutschland, England und Amerika soll man
seine Ideen aufgegriffen haben. Ein chronisches Halsleiden nötigte ihn zu einer Ope-
ration, der er im Jahre 1928 erlag.
 
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