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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0163

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Photographie abgeschossener fliegender Projektile und von Luftschiieren. 733

gelegentlich in der Natur bei hellem Sonnenschein die Luftschlieren wahrnehmen läßt,
welche durch die von erwärmten Oberflächen aufsteigende erhitzte Luft in der um-
gebenden kälteren Luft erzeugt wTerden: es ist die Tatsache, daß Luft verschiedener
Dichte verschiedenes Lichtbrechungsvermögen zeigt. (Siehe Machs eigenen popu-
lären Vortrag über seine Versuche vom 10. November 1897 im Wiener Verein zur Ver-
breitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse unter dem Titel „Erscheinungen an flie-
genden Projektilen“, ferner Machs populär-wissenschaffliehe Vorlesungen, 4. Auflage,
1910, Verlag J. A. Barth, Leipzig.)

Der erste Versuch wurde 1884 mit einer Scheibenpistole gemacht. Das Geschoß
löste selbst den Beleuchtungsfunken aus, als es die Mitte des Gesichtsfeldes des photo-
graphischen Apparates erreichte. Das Bild des Geschosses wurde ohne Schwierig-
keiten erhalten, auch sehr zarte Bilder von Schallwellen, die vom Beleuchtungsfunken
erregt waren, erschienen auf den Trockenplatten, aber die gesuchte Luftverdichtung
vor dem Geschoß zeigte sich nicht. Mach suchte die Erklärung des Mißerfolges so-
gleich in der zutreffenden Richtung: Er bestimmte die Geschwindigkeit seines Geschos-
ses und fand sie gleich 240 m in der Sekunde, also beträchtlich kleiner als die Schall-
geschwindigkeit. Es war ihm „nun alsbald klar, daß unter diesen Umständen keine
merkliche Verdichtung entstehen kann, da ja eine solche mit der Schallgeschwindig-
keit (340 m/sec) fortschreitet, also dem Projektil vorauseilt und entflieht“.

Er war aber von der Existenz der vermuteten Tatsache bei einer 340 m/sec
überschreitenden Projektilgeschwindigkeit so fest überzeugt, daß er den Professor
der Marineakademie in Eiume Dr. S a 1 c h e r bat, den Versuch mit einem Projektil
entsprechend hoher Geschwindigkeiten auszuführen. Salcher führte im Sommer
1886 solche Versuche genau nach der Mach sehen Anordnung aus und das erwartete
Ergebnis war auch sofort da. Die Erscheinung stimmte sogar der Form nach mit der
Skizze überein, die Mach im voraus entworfen hatte. Weitere Versuche Salchers
mit einer Kanone, weitere eigene Versuche Machs mit einem von Krupp beige-
stellten Geschütze auf dem Schießplatz in Meppen ergaben weitere Fortschritte,
welche aber Machs Überzeugung befestigten, „daß wirklich gute Resultate nur
bei sorgfältigster Ausführung der Versuche in einem zu diesem Zwecke gut adaptierten
Laboratorium zu erzielen seien“. Er setzte daher die Versuche in seinem Laboratorium
(Physikalisches Institut der deutschen Universität in Prag) fort, was möglich war,
da es auf die Geschoßgröße nicht ankommt und kleine Geschosse dieselben Erschei-
nungen aufweisen wie große. Er arbeitete mit Unterstützung seines Sohnes Ludwig;
die vollkommensten Versuche sind später von diesem allein ausgeführt worden.

Die Erscheinungen in der Umgebung des mit Überschallgeschwindigkeit fliegen-
den Geschosses zeigen größte Ähnlichkeit mit den Erscheinungen in der Umgebung
eines Schiffes, welches mit hoher Geschwindigkeit dahinfährt. — Über Machs. 537.

Professor L u c i e n Bull, der Nachfolger M a r e y s in Paris,
verwendete das Mach sehe Prinzip der Beleuchtung mittels des
elektrischen Funkens in der Art, daß er oszillierende Funkenent-
ladungen (2000 Entladungen pro Sekunde) und damit Aufnahme-
geschwindigkeiten von 2000 in der Sekunde erzielte. Er photo-
graphierte hiermit u. a. die Flügelbewegung von Insekten.

Noch höhere Geschwindigkeiten erreichte Professor C. Cranz
in Berlin (1909) mit seinem ballistischen Kinematographen. Als
Lichtquelle benutzte er eine Hochfrequenz-Wechselstrommaschine.

Eder, Handb. d. Photogr. I. 1. — Geschichte. 4. Aufl. 47
 
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