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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0319

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Photolithographie —■ Zinkographie — Algraphie.

889

Glasätzung und Hyalographie.

Die Ätzkunst in Glas mittelst Flußsäure und die damit verbundene Radiermanier
in Wachsgrund wurde vom Glasschneider Heinrich Schwanckhardt in
Nürnberg 1670 erfunden. Das Glas wird mit Wachs oder einem ähnlichen Deckgrund
überzogen, die Zeichnung mit Sticheln eingegraben und entweder mit wässeriger oder
mittels gasförmiger Flußsäure geätzt, wie Prof. Lichtenberg im Jahre 1788
beschrieb. (Güttle, Die Kunst in Kupfer zu stechen, 1795, S. 337). Der erste,
welcher mittels Ätzung auf Glas Druckplatten für die Buch- oder Kupferdruck-
presse herstellte, dürfte H a n ji in Warschau 1829 gewesen sein, der das Verfahren
Hyalotypie nannte 1). Professor Böttgerin Frankfurt a. M. und Dr. B ro-
rn e i s in Hanau a. N. (1844), sowie C. P i i 1 a. d. Hof- und Staatsdruckerei in Wien
arbeiteten die ,,Hyalographie“ (1853) weiter aus, was in Eders Ausführlichem Hand-
buche der Photographie IV, 3, dritte Auflage 1922, S. 318 näher ausgeführt ist.

Besondere Bedeutung erlangte die Dekorierung von Flachglas durch Anwen-
dung des lithographischen Umdruckverfahrens für die Glasätzung mit Flußsäure
oder Fluornatrium. Die erste technisch vollkommene Beschreibung verdanken wir
KarlKampmann2), (1889), der durch Zusatz von weichem Elemiharz zur fetten
lithographischen Umdruckfarbe die Widerstandsfähigkeit des auf Glas umgedruckten
Bildes gegen das Ätzen mit Flußsäure erhöhte. Kampmann machte auch die
Photolithographie diesem Verfahren dienstbar. Mit wässeriger Flußsäure ätzte er
das Glas glatt und blank, in die Tiefe, während Flußsäure, die mehr oder weniger mit
Soda neutralisiert ist, ein feineres oder gröberes Matt gibt. Bei Verwendung von
Überfangglas lassen sich schöne Wirkungen erzielen, welche ausgedehnte gewerb-
liche Verwendung fanden. Proben solcher Glasätzungen sind im Technischen
Museum für Industrie und Gewerbe in Wien ausgestellt.

Näheres siehe K. Kampmann, Die Dekorierung des Flachglases durch
Ätzen und Anwendung chemigraphischer Reproduktionsverfahren für diesen Zweck,
Halle a. S. 1889. 1 2

1) Das von Langenheim als „Hyalotypie“ bezeichnete Verfahren (S. 471)
hat mit dem Hann sehen Verfahren nichts zu tun.

2) Karl Kampmann stammte aus einer bürgerlichen Wiener Familie, er
war der Sohn des Wiener Glasermeisters Lorenz Kampmann am 8. Juli 1847 ge-
boren, befaßte sich mit Lithographie und Glasätzung, bildete sich an der Graphischen
Lehr- und Versuchsanstalt in Wien weiter und wurde von Direktor Eder als Fach-
lehrer für Photolithographie berufen. Er befaßte sich gründlich mit der Geschichte
der Lithographie, Photolithographie, Zinkographie und des Naturselbstdruckes, die er
zumeist in Eders Jahrbüchern f. Photographie veröffentlichte. Von ihm erschienen
„Die graphischen Künste. Leipzig 1898“, „Die Literatur der Lithographie von 1798
bis 1898“, „Titel und Namen der verschiedenen Reproduktionstechniken. Wien 1891“,
„Geschichte der Lithographie und der Steindrucker in Österreich. 1898“. — Er trat
im Jahre 1909 in den Ruhestand, übersiedelte nach Baden bei Wien, wo er am 12. Juli
1913 starb. Näheres s. die Biographie „Karl K a m p m a n n“ von J. M. Eder,
Wien 1918 (staatl. Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien), mit lithographi-
schen Proben von Kampmanns Arbeiten.
 
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