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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0116

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686

Siebenundsechzigstes Kapitel.

Die erste Vorrichtung für Reihenbilder und ihre Betrachtung zum
stroboskopischen Sehen hat Joseph Antoine Plateau, Pro-
fessor in Brüssel und seit 1835 Professor für Experimentalphysik und
Astronomie in Gent, erfunden. Plateau war am 14. Oktober 1801
in Brüssel geboren und starb am 15. September 1883 in Gent.

Er war ein sehr bedeutender Forscher auf dem Gebiete der
Optik, erblindete aber infolge der Überanstrengung seiner Augen im
39. Lebensjahre.

Plateau gilt als der Erfinder des sogenannten „Lebens-
rades“1). Die Prinzipien seines Phantaskops sind in seiner
Dissertation: „Sur quelques proprietes des impressions produites
par la lumiere (Liege 1829)“ angegeben; die stroboskopische Scheibe
aber datiert Plateau selbst vom 20. Januar 1833. Die erste
Anregung mag er wohl von F a r a d a y bekommen haben. Plateau
zeichnete oder malte Bewegungsbilder (einen Tänzer) auf die Peri-
pherie einer kreisrunden Scheibe, brachte Schlitze im Karton an
und beobachtete durch diese die sich vor einem Spiegel drehende
Scheibe; eine Probetafel ist erhalten2).

Um dieselbe Zeit wie Plateau machte Simon Stampfer
(geb. am 28. September 1792 in Windisch-Matrei in Österreich als
Sohn armer Tagelöhner, gest. am 10. November 1864 in Wien)
selbständig gleichfalls die Erfindung des Lebensrades. Er war nach
schwierig zurückgelegter Studienzeit erst Professor für Mathematik
am Lyzeum in Salzburg, dann 20 Jahre lang Professor der praktischen
Geometrie und Vermessungskunde am Polytechnikum in Wien3)- Auch
er hatte die Anregung dazu durch Faradays Versuche erhalten.
Eine ausführliche Abhandlung Stampfers über diesen Gegenstand
findet man im 18. Band der Jahrbücher des Polytechnischen In-

1) J. Plateau, Erfinder des Stroboskopes. („Bull, de l’academie royale
de belgique“ 1883, 3. Serie, 6. Bd., Nr. 9/10.)

2) Ein vollständiges Exemplar der Beschreibung der Plateau sehen Scheibe
samt Probetafel findet sich in der Göttinger Univers.-Bibl., Standort Phys. Math. II.
3260. Die Wiedergabe des Plateau sehen Lebensrades hat einen Durchmesser
von 24 cm. -—■ E. Paul Liesegang, dem wir die ausführlichste Erfindungs-
geschichte des Lebensrades verdanken (s. „Die Kinotechnik“ 1924, Heft 19/20), bringt
eine Abbildung dieser ersten Tafel Plateaus mir der stroboskopischen Scheibe.

3) S. die Biographie: J. Herr, Simon Stampfer. Eine Lebensskizze. Im
Almanach der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, 15. Jahrgang, Wien 1865,
S. 189—216. Es ist darin (S. 212—216) eine Aufstellung der zahlreichen Schriften
und Abhandlungen Stampfers gegeben. Über die stroboskopischen Scheiben
heißt es: „Erwähnen wir nur flüchtig . . . seine stroboskopischen Scheiben, welche
seinen Namen in weitesten Kreisen bekannt machten.“
 
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