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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0065

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Die Entdeckung der Earbensensibilisierung photographischer Platten. 635

Entdeckung veröffentlichte er in gut ausgearbeitetem Zustande, im
Gegensätze zu manchen anderen photographischen Erfindungen, an
deren oft wirrem Zusammenhänge viele Forscher sich abmühten.
H. W. Vogels Entdeckung stieß anfangs auf Zweifel und er mußte
schwere Kämpfe bestehen, bevor er sich durchsetzte. Im Laufe der
Zeit wurde die Tragweite der epochemachenden Entdeckung H. W.
Vogels immer klarer und klarer, so daß wir hier einen größeren
Raum der Darstellung des Lebens und Wirkens Vogels widmen.

Im Jahre 1873 befaßte sich H. W. Vogel in Berlin1) mit
Versuchen über die chemische Wirkung des Sonnenspektrums auf
Jodsilber, Bromsilber und Chlorsilber, nachdem er von der Berliner
Akademie der Wissenschaften einen kleinen Spektrographen für seine
Versuche erhalten hatte. Er wendete seine Aufmerksamkeit den
damals im Vordergründe des Interesses stehenden trockenen Brom-
silber-Kollodiumplatten zu, welche in England schon für den Handel
erzeugt und in verschiedener Weise präpariert wurden; namentlich
war man auf Vermeidung der Lichthöfe bedacht, an welchen die
Kollodiumplatten stark litten, und man versuchte dies durch ver-
schiedene Zusätze von Farbstoffen zu hindern. Eine solche Handels-
sorte der von Stuart Wortley in England fabrizierten Kollo-
diumtrockenplatten enthielt als Präservativ Gummi, Gallussäure und
Urannitrat, sowie einen gelbroten Farbstoff (Korallin), welcher das
Eindringen von aktinischem Licht durch die Schicht und die Ent-
stehung von schädlichen Lichtreflexen von der Glasunterlage ver-
hindern sollte; wirklich zeigten derartige Platten auch verminderte
Lichthöfe bei Landschaftsaufnahmen.

H. W. Vogel bemerkte nun 1873, daß solche Platten eine
merklich gesteigerte Grünempfindlichkeit im Spektrum besitzen, was
bis dahin unbekannt war. Mit großem Scharfsinn erfaßte er diese
Erscheinung als spezifische Wirkung, nämlich als Empfindlichkeits-
steigerung durch den beigemengten Farbstoff auf und konstatierte
alsbald bei Korallin, daß dieser Farbstoff (welcher Gelb und
Grün absorbiert) auch das damit gefärbte Bromsilberkollodium für
Gelb und Grün empfindlich macht. Grüne Anilinfarben sensi-
bilisierten Bromsilberkollodium bis ins Rot. So machte H. W. V o -
gel die enorm wichtige Entdeckung der „optischen
Sensibilisatoren“ (wie er sie nannte), oder wie man sie heute
meistens nennt: „der Farbensensibilisatoren“. Aus Vogels Ent-

1) Vgl. Phot. Korresp. 1899. S. 68.
 
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