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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0167

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Künstliches Licht in der Photographie.

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Das elektrische Kohlenbogenlicht konnte man anfangs nur mittels
galvanischer Batterien erzeugen. In der Daguerreotypie wurde es
von S i 11 i m a n und G o o d e im November 1840 verwendet; sie
benützten den elektrischen Flammenbogen von 90 D a n i e 11 sehen
Elementen. Mit diesem Lichte erhielten sie mittels einer einfachen
Linse das Daguerreotypbild eines Medaillons in 20 Sekunden. Ähn-
liche Versuche machte De Monfort 1846, ferner Gaudin 1853.

Die praktische Anwendung des elektrischen Bogen lich-
t e s zur Photographie lebender Personen scheint von A ubree,
Mi 11 et und Leborgne 1851 inauguriert worden zu sein (Compt.
rend. Bd. 33, S. 501); sie benützten 50 Bunsensche galvanische
Elemente. — Lucenay beschäftigte sich 1852 mit ebensolchen
Porträtaufnahmen.

Gaudin und Delamarre ließen sich im Jahre 1854 (ohne
auf die Priorität ihrer Vorgänger Rücksicht zu nehmen) die An-
wendung des elektrischen Bogenlichtes und des bengalischen Weiß-
feuers zur Porträtphotographie in Frankreich patentieren. Sie wen-
deten eine neuartige Beleuchtungsvorrichtung an, indem sie das
Licht im Fokus eines parabolischen versilberten Kupferspiegels
brachten, aber die Augen der zu porträtierenden Person dadurch
vor den direkten Lichtstrahlen schützten, indem sie einen kleinen
sphärischen Spiegel vor dem Bogenlicht einschalteten, der das Licht
in den parabolischen Spiegel zurückwarf. Überdies war ein blaues
Glas eingeschaltet und das Lokal mit blauem Papier ausgekleidet.

Nadar photographierte 1861 und 1862 die berühmten Kata-
komben im unterirdischen Paris beim Lichte des galvanischen
Flammenbogens, was damals großes Aufsehen erregte. Abb. 241
zeigt eine dieser merkwürdigen Aufnahmen N a d a r s, welche er
unter großen Schwierigkeiten unter Benutzung nasser Kollodium-
platten hergestellt hatte („Paris-Photograph“ 1893, S. 294).

In der Sitzung der Pariser Photographischen Gesellschaft am
21. Dezember 1863 stellte Nadar Porträtphotographien aus, die
mit elektrischem Lichte erhalten waren. Er exponierte die nassen
Kollodiumplatten unter Anwendung eines mit Kreide bestrichenen
Reflektors 60 bis 85 Sekunden lang.

Auch. Adolf Ost in Wien beschäftigte sich damals mit der Porträtphoto-
graphie bei elektrischem Lichte und stellte am 17. Mai 1864 gelungene Bilder in der
Wiener Photogr. Gesellschaft aus (Phot. Korresp. 1864. S. 11). Er arbeitete mit zwei
gewaltigen Batterien, deren eine mit 80 B u n s e n sehen Elementen das Hauptlicht
lieferte, während eine kleinere von 40 Elementen zum Aufhellen der Schattenpartien
diente. Blaue transparente Halbkugeln von Glas machten das grelle Licht für die
 
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