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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0218

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788

Zweiundachtzigstes Kapitel.

als neues Ausdrucksmittel für die künstlerische Photographie, welches
individuell behandelt werden kann und in der Hand des Geübten sehr
gute Resultate gibt. G. E. H. Rawlins1) lieferte gelatiniertes
Papier und die anderen Materialien hierfür. Das Gelatinepapier wurde
durch Baden in Bichromatlösung empfindlich gemacht, unter einem
Halb tonnegativ belichtet, in Wasser geweicht und die Ölfarben mit
einer Walze (1905) oder (1906) mit Haarpinseln aufgetragen. Er
publizierte seinen Arbeitsgang (Photography 1905, Bd. 20, S. 490).
Ra wlins propagierte das Verfahren durch Ausstellungen in Ama-
teurkreisen, die Aufsehen erregten. C. Puyo in Paris schrieb ein
Büchlein über den „Procede Rawlins ä l’huile“ (Paris, 1907), das auch
ins Deutsche übersetzt wurde; seit diesen Jahren waren überall in
Ausstellungen solche Öldrucke zu sehen.

Es gehörte keine große Erfindergabe dazu, sogenannte „ö 1 -
umdrucke“ auf gewöhnliches Papier in Handpressen herzustellen
und einigermaßen eine Vervielfältigung in beschränkter Zahl (Matt-
papierdrucke) anzufertigen, denn es war hiermit eigentlich eine min-
derwertige Art des längst bekannten Lichtdruckes gegeben. Aller-
dings wurden die L i c h t d r u c ke von einer Glasplattenunterlage
mittels spezieller Druckpressen gedruckt (s. unter Lichtdruck); der
Ölumdruck erforderte aber keine besonderen maschinellen Einrich-
tungen und war für Amateure leicht praktikabel.

Das Umdrucken von Öldruckbildern war bereits von W. de
W. Abney 1873 veröffentlicht worden (s. oben). Der Ölumdruck in
neuerer Form wurde M. R. Demachy in Paris im Frühjahr 1911
eingeführt (s. Bd. IV, 2., 1926, S. 331).

Der Öldruck hatte den Nachteil, daß zu seiner Herstellung
sehr starkes Licht (Tageslicht, elektrisches Licht) erforderlich war.

Er wurde deshalb von dem sogenannten „B r o m ö ldr uc k“
allmählich verdrängt, der die nur kurzen Belichtungszeiten der Brom-
silbergelatinepapiere mit Entwicklung benötigt und eine bessere
Variation der Gradation in den Halbtönen gestatte.t (s. S. 791).

1) Rawlins war 1876 in Liverpool geboren, erhielt seine wissenschaftliche
Ausbildung auf der Universität, dann wendete er sich der bildenden Kunst zu. Er
fand frühzeitig Gefallen an der Photographie und stellte häufig im „Photographischen
Salon“ in London aus.
 
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