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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0234

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804

Fünfundachtzigstes Kapitel.

der Disziplinaruntersuchung und des Pensionsverlustes gezwungen, auch sein Hand-
exemplar und die Korrekturbogen herauszugeben. So kam es, daß die Familie Auers
und sein Sohn Dr. Carl von Auer von dieser Schrift nichts wußten, wie letzterer
dem Verfasser vorliegenden Werkes selbst mitteilte. So vergingen Jahrzehnte und
die Schrift schien gänzlich verschollen. Im Jahre 1919 fand Holzhausen junior
die Korrekturbogen dieser Schrift, die der alte Holzhausen zurückbehalten
hatte und übergab sie dem Verfasser. Mit Genehmigung des damaligen Ministers
Ingenieur Trnka, der Verständnis für diese historischen Darstellungen hatte,
veranlaßte der Verfasser den Neudruck an der Graphischen Lehr- und Versuchs-
anstalt in Wien; er wurde als Manuskript gedruckt (mit einem Vorwort von Eder)
und an die Familie Auer sowie an Bibliotheken und Interessenten gesendet.
Bei weiteren Nachforschungen ergab sich, daß ein zweites komplettes Exemplar
mit allen Original-Dokumenten in der kaiserl. Fideikommiß-Bibliothek (Privateigen-
tum des kaiserl. Hauses) vorhanden war, wie der Oberbibliothekar Hofrat Dr.' Payer
von Thurn dem Verfasser mitteilte. Offenbar war dieses „Pflichtexemplar“
der Fideikommißbibliothek sehr frühzeitig eingesendet worden, wo niemand wußte,
daß die Polizei danach fahndete.

Als der Sohn Dr. Carl von Auer von der Existenz dieses Exemplars
erfuhr, veranstaltete er einen von Payer von Thurn redigierten Neudruck,
der in einer kleinen Auflage gedruckt und an Auers Schloß Welsbach bei
Meiseiding in Kärnten geliefert wurde. Beide Druckschriften sind selten geworden,
gehören aber zu den interessantesten Dokumenten des Kampfes eines erfinderischen
Feuergeistes mit der Bürokratie.

Am 100. Geburtstage Auers wurde eine Gedenktafel an seinem Geburts-
hause in der Fischergasse Nr. 13 in Wels angebracht, ein Werk des Wiener Bild-
hauers Fritz Jerritscli. Sie ist aus rotem Marmor und trägt ein Bronze-
relief Auers mit der Inschrift: „In diesem Hause wurde am 11. Mai 1813 Alois
Auer Ritter von Welsbach geboren, der vom schlichten Setzerlehrling zum Neu-
begründer und Direktor der Hof- und Staatsdruckerei in Wien aufstieg und als Er-
finder des Naturselbstdruckes sowie durch wissenschaftlich-typographische Arbeiten
einen Weltruf gewann.“ Zur Enthüllungsfeier hatten sich nebst der Gemeindever-
tretung und den Spitzen der Behörden, wie einer Abordnung des oberösterreichischen
Buchdruckergremiums, Welser Buchdruckereibesitzer und die Gehilfenschaft, sowie
die Nachkommen des Gefeierten eingefunden, darunter eine Tochter desselben, Frau
Amalie F r i t s c h in Wels, und seine Söhne, Hauptmann Alois AuerFreiherr
von Welsbach aus Wien und der berühmte Erfinder des Auerlichtes, Dr. Carl
Auer Freiherr von Welsbach1).

Abb. 271 bringt die Photographie der Enthüllungsfeier der Auer-
Gedenktafel in Wels nach einer Abb. im „Interessanten Blatt“ in
Wien. — Abb. 268 zeigt ein anderes Porträt Alois Auer von Wels-
bachs. 1

1) Carl Auer von Welsbach (geb. 1. September 1858 in Wien, gest.
am 4. August 1929 im Schloß Welsbach) gelangte durch das Studium der seltenen Erden
1885 zur Erfindung des Gasglühlichtes. Er erfand die Osmium-Glühlampe und das
pyrophore Zer-Eisen. Seine Biographie schrieb Eder, der die spektralanalytischen Un-
tersuchungen der durch Carl Auer gespaltenen Erden vorgenommen hatte, in der Zeit-
schrift des niederösterr. Gewerbevereins in Wien (1929), dessen Ehrenmitglied Auer war.
 
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