Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 2) — Halle (Saale), 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27416#0357

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Photographische Metallätzung für Buchdruckklischees, Halbtonbilder usw. 927

1907 erzeugte die Spitzertypiegesellschaft ihre ersten Dreifarben-
drucke.

Abb. 330 zeigt eine Probe dieses Verfahrens, welches als das ein-
fachste Verfahren der Herstellung von Halbton-Druckklischees nach
gewöhnlichen Negativen zu bezeichnen ist (näheres siehe Eder, Hand-
buch der Phot, Bd. IV. 3. 1922, S. 63).

Emanuel Spitzer konnte die Früchte seiner Erfindung nicht
ungestört ernten. Neben Dr. Defregger war ein Dr. Hans
Strecker in die Gesellschaft eingetreten, der seinen Freund Karl
B1 e c h e r als Laboratoriumsvorstand engagieren ließ. Mit diesem
zusammen arbeitete Hans Strecker ein Verfahren unter dem
Namen „S t a g m a t y p i e“ aus; er reichte die Beschreibung beim
Deutschen Patentamte ein (D. R. P. Nr. 231 813 vom 26. Nov. 1908).
Es lautete auf ein Verfahren zur Herstellung von körnig zerlegten
Druckformen mittels Eisenchlorid durch Ätzung einer auf einer
Metallplatte (z. B. Kupfer) ausgebreiteten, belichteten, aber nicht
mit Wasser gewaschenen Chromat-Leimschicht,

Auch in dem englischen Patent von H. Strecker-Aufer-
mann (Brit. Journ. Phot, 1910., S. 179; Eders Jahrb. f. Phot, 1910,
S. 574) ist dieselbe Sache beschrieben, ohne gegenüber der Spitzer-
typie wesentlich Neues zu bringen.

Eder wies nach, daß die „Spitzertypie“ und die „Stagmatypie“
dem Wesen nach identisch sind. Eine häßliche Polemik zwischen
Strecker und Spitzer, worin Strecker keine gute Rolle
spielte, bewies die Prioritätsansprüche Spitzers. Näheres hierüber
s. Phot, Korresp. 1912, S. 101; 1913, S. 330, 389,' 464; 1917,
S. 247. Zeitschr. f. Reproduktionstechnik. 1912, S. 69 und 107.
Ferner s. Eder, Handb. d. Phot. Bd. IV. 3. 1922, S. 65.
Diese Streitigkeiten gegen das Patent Spitzers bewirkten, daß
die Spitzertypie-Gesellschaft im Jahre 1909 liquidierte; Emanuel
Spitzer erkrankte und hatte nicht mehr die Kraft, sich der Aus-
übung und Verwertung seines Verfahrens zu widmen. Die Erfindung
blieb jahrelang brach liegen und erst seit kurzem versuchten seine
Frau und Tochter dieselbe wieder ins Leben zu rufen.

Der Vollständigkeit halber sei folgendes erwähnt: Nach L. P.
C1 e r c hat H. P1 a c e t bereits im Jahre 1877 mitgeteilt, daß Ge-
mische von Leim, Gummi und Bichromat eine Kornbildung beim
Trocknen dünner Schichten zeigen; dies habe L. Vidal in seinem
Buche „Photogravure“, Paris 1900, S. 350 erwähnt. Dazu ist zu be-
merken, daß P1 a c e t die Möglichkeit der Herstellung von Halb-
tonklischees auf Kupfer durch Ätzen derartiger Schichten mit Eisen-
chloridbädern nicht kannte, oder nicht erwähnte.

« ’ _

69*
 
Annotationen