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Die Gartenkunst — 2.1900

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Schoch, Gottlieb: Der Schloßsgarten zu Schwetzingen und Ludwig von Skell
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0037

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26 DIE GARTENKUNST il, 2

Bilder dauernd geändert werden.
Die Behandlung der Gehölze er-
fordert daher volles künstlerisches
Verständnis nicht minder wie die
Anlage selbst und ist für den
gewissenhaften Gartenkünstler
ebenso schwierig. Denn hier
heifst es in erster Linie, den Ab-
sichten des Schöpfers gerecht zu
werden, wo aber im Laufe der
Zeit das nicht mehr möglich ist,
selbst schöpferisch vorzugehen,
so jedoch, dafs kein Mifsklang
entsteht. Der erste Gartenkünstler
schafft und formt durch An-
pflanzungen, die späteren thun
dies mit der Axt. Die zweite
f t\1' ' " _ J**^ . t ' 3 Arbeit ist dankbarer, weil man die

' S^fSy^ '" * 3V^^'«&*'''',"*'-&ar; sS^PSsIkS Wirkung sofort sieht, doch mufs

■•^^^^^^^^^y^^^^^^^^^^atESl die Hand des Unkundigen und
:. -Jajglglylji^ Unerfahrenen davon fern bleiben.

iKSL^^^JS^^^ffi^E^^^S^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^fc^MIMfMBi sonst ist ebenso schnell das Werk
Smwm^m^^OiU!g^^mmKn^lwaW!m™ib Sa^^^sV<riMMWB^Mi^wEgJwl«iW&...... i«.....■ ig vieler Jahre unersetzbar verloren.

Fig. 4. Blick auf die Moschee im Schlofsgartcn zu Schwetzingen im Jahre 1820. I'1 Schwetzingen lernen wir

den ganzen Skell nicht kennen.

Wachsenlassen. Was bei letzterem herauskommt, sehen wir Wir haben hier nur die Anfänge seiner Bntwickelung ge-
im nördlichen Teil der äufseren Skellschen Anlagen, von sehen. Um ihn voll zu verstehen, mufs man noch seine
dem oben die Vermutung geäufsert ist, dafs er der Zeit späteren Schöpfungen aufsuchen, wie den Englischen Garten
nach zuletzt geschaffen wurde. Zwei Skizzen (Fig. 2 und 3 und Nymphenburg bei München, von welchen beiden die
Seite24u. 25) zeigen nebeneinander die SkellschenFormen, wie letztere in ihren unregelmäfsigen Teilen durch, wie es
sie 1826 noch vorhanden waren und den heutigen Zustand, scheint, forstmännische Zuthaten die Skellschen Züge aller-
Man sieht, dafs dieser Teil völlig verwildert ist. Aus der dings etwas vermischt zeigt. Das Verständnis der über-
mannichfaltig wechselnden, anmutigen und kräftigen Skell- kommenen Schöpfungen wird ergänzt durch das Studium
sehen Gruppierung ist eine zusammenhängende Waldwildnis seiner „Beiträge", des Werkes, in dem er am Abend seines
geworden. Nur zweierlei ist hinzugethan. Der Durchblick in Lebens die Erfahrungen desselben niederlegte. In diesem
der Queraxe ist nach dem See hinaus geführt worden und mit darf man freilich nicht den gewandten Schriftsteller suchen
ihm in Verbindung ist die obere längliche Gruppe durch- wollen, sondern mufs dem plastisch bildenden Künstler
brochen. Beide sind im Sinne der Zeyherschen Änderungen, nachempfinden, dem das Handhaben der Feder schwer
und können als Verbesserung angesehen werden. Demgegen- fällt, dem jedoch jede abstrakte Lehre sich unwillkürlich
über ist die vollständige Vernachlässigung des ganzen übrigen zu wirklichen, ihm klar vorschwebenden Phantasiebildern
Gruppenbestandes um so auffälliger. Nach der Schilderung verdichtet. Wenn man ferner nicht den modernen Zeit-
in der ältesten Beschreibung des Gartens mufs angenommen genossen sucht, sondern sich bemüht, aus den An-
werden, dafs der Gehölzgruppierung nach Form und Inhalt schauungen seiner Zeit heraus, in der er geworden, ihn
hier ganz besondere Sorgfalt zugewandt war: „Die seltensten zu verstehen, so wird man sein Werk nicht aus der Hand
ausländischen Bäume und Gesträuche sind hier mit tiefer legen, ohne tiefgehende bleibende Anregung zu finden und
Sachkenntnis und zugleich mit reinem Ceschmack ange- immer wieder gern Belehrung bei ihm suchen. Leicht zu
pflanzt. Jede lichte Stelle läfst das Auge irgend einen inter- verdauen ist es nicht; er bietet keine äufsere oberflächliche
essanten Gegenstand in der Ferne erblicken oder bietet Rutine. Man mufs es ihm nachthun, um ihn ganz zu
ihm die Aussicht in eine liebliche Landschaft dar, die verstehen und in sich aufzunehmen.

einzelnen Gruppen sind mit Einsicht geordnet." . . . Gerade das Werden des Künstlers ist aber vor allem
Eine Vorstellung, welche Änderung in den Bildern durch interessant, das Losringen der selbständigen Eigenart von
das naturgemäfse Heranwachsen der Vegetation entsteht, den überlieferten konventionellen Formen! Und diese Ent-
erhält man durch den Vergleich der Ansicht der Moschee Wicklung, welche nur während der schaffenden Bethätigung
aus dem Führer von 1809 bezw. 1826 (Fig. 4) mit einer seiner Kunst beim Gartcnkünstler vor sich geht, ist nirgends
Skizze, die von derselben Stelle aus in diesem Jahre auf- so klar zu erkennen wie hier in Schwetzingen. Darin
genommen ist. (Fig. 5.) Man sieht hieraus, welche liegt die hohe Bedeutung der Schwetzinger Anlagen für
Wichtigkeit der Gehölzpflege in den Gartenschöpfungen bei- das Verstehen Skellscher Art, für die historische Entwickelung
gemessen ist, da von der Zeit selbst die ursprünglichen unserer klassischen deutschen Gartenkunst!
 
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