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Die Gartenkunst — 2.1900

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Schoch, Gottlieb: Der Schloßsgarten zu Schwetzingen und Ludwig von Skell
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https://doi.org/10.11588/diglit.22267#0038

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DIE G ARTENKUNST

27

Wenn man sieht, wie die konventionelle englische
Schaffensweise, die Skell bereits überwunden, als modernste
Errungenschaft vom Auslande eingeführt und als Vorbild
gerühmt wird, so kann man nicht eindringlich genug
unseren deutschen Gartenkünstlern zurufen, dafs sie sich
an ihre deutschen Vorgänger anschliefsen und an dem
von ihnen Erworbenen festhalten sollen. Sie übertreffen
das Ausland bei weitem. Nur weil er vom Auslände
kommt, wird dieser Stil des geschmack- und gedankenlosen
Mischmasches von. uns guten Deutschen ernst genommen;
dem Mangel jeglichen Naturstudiums und jeder geschicht-
lichen Kenntnis der Gartenkunst verdankt er seinen Ur-
sprung. Was vor 150 Jahren dem allgemeinen Verständnis
entsprach, ist heute fehlerhaft. Denn inzwischen sind die
Männer aufgetreten, an deren Schöpfungen wir uns bilden
und deren Lehren wir befolgen können.

In der Reihe dieser Männer ist Skell der Grund- und
Eckstein für die Entwickelung, welche die Gartenkunst in
Deutschland genommen. Seine Eigenart und Kunst ent-
sprang aus dem regen und andauernden künstlerischen
Naturstudium, das er bis an sein Lebensende bothätigte

und das er auch allen Jüngern der Gartenkunst aufs ein-
dringlichste ans Herz legt. Das Schworgewicht des Skell-
schen Naturstudiums lag nicht lediglich im Anschauen
der Natur und gedanklichen Verarbeiten des Geschauten,
sondern im stetem Zeichnen und Skizzieren der Natur-
formen, wodurch sich bei ihm ein hervorragendes
malerisches Verständnis entwickelte. Er war in jeder Be-
ziehung dadurch der frei und grofs denkende und
schaffende Künstler geworden. Wie er offenen Auges hin-
ausging in die ewig junge Natur, wie er sichtete, was er
sah, und das, was ihm gefiel und brauchbar schien, mit
Stift und Pinsel festhielt, so erschien er auch bei der Aus-
führung seiner Gartenschöpfungen. Zwar legte er seine
Neuschöpfungen zuvor im Plane fest, doch war ihm das
Wichtigste die Ausführung selbst, bei der er eigenhändig
die Linien und Formen ebenso entstehen liefs, wie der
Maler die Linien und Formen seiner künstlichen Landschaft.
Er bildete sein Auge und arbeitete mit dem Auge frei das
hervorbringend, was ihm zweckmäfsig und schön erschien,
unbeengt von konventioneller Überlieferung.

Gerade hierin, in dieser Art des Naturstudiums, sollte

Fig. ö. Blick auf die Möschen im Schlofsgarten zu Schwetzingen nach einer Skizze aus dem Jahre

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