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Die Gartenkunst — 2.1900

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62 DIE GARTENKUNST II, 4

„Wald erschlossen werden soll, von dem Vor-
stand des Tiefbauamts her, nach dessen gärt-
nerischen Plänen auch die Spielplatzanlagen
„an der Lennestrafse und auf dem Kaiser
„Wilhelmsplatze hergestellt worden sind. Die
„seither im Albertpark zur Ausführung gebrachten
„Wegebauten und Pflanzungen haben aber mit diesem
„Plane im allgemeinen nichts zu thun und greifen ihm
„in keiner Weise vor. Mit den vorgenommenen Ver-
besserungen an Fahr-, Fufs- und Reitwegen sind ledig-
lich bestehende Übelstände beseitigt, durch Anlage
„neuer Wege ist wirklichen Bedürfnissen abgeholfen
„worden. Es war zunächst notwendig, den Wolfshügel,
„diese gröfste Erhebung des Albertparkes, besser zu-
„gängig zu machen. Dem Wege vom Schotengrund auf
„dem Wolfshügel wird man zugeben müssen, dafs er
„geschickt und glücklich ausgeführt ist. Ebenso
„sind die Besserungen am Abstiege nur willkommen zu
„heifsen. Sie werden wesentlich gewinnen, wenn der
„Stadtgärtner die vom Wege freigelassenen Flächen des
„sonnigen Wirtschaftsstreifens bepflanzt haben wird.
„Mit dem Plane haben diese Ausführungen, wie gesagt,
„nichts zu thun, ebensowenig wie die Fufswege entlang
„des Pillnitz-Moritzburger Kommunikationsweges."
Eines besonderen Kommentars bedürfen diese Aus-
lassungen eigentlich nicht, sie sprechen „gegen" sich
selbst und dennoch möchten wir sie nicht ganz ohne
Begleitschein laufen lassen.

Es wird nur von Verbesserungen auf der einen Seite,
auf der anderen von der Anlegung neuer Wege gesprochen,
es werden Pflanzungen ausgeführt und das alles hat mit
dem neuen Plane nichts zu thun. Das verstehe, wer
kann! Gnädigst werden dem Stadtgärtner auf allen Stellen,
die das Bauamt freigelassen, Plätze zur Anpflanzung über-
lassen. Der geschickt und glücklich ausgeführte Weg er-
weist sich als ein in jeder Beziehung mifslungene An-
ordnung.

Es schien, als ob nach diesen Vorgängen und dem
sachgemäfsen Einschreiten der Gartenbau - Gesellschaft
„Flora" in Dresden, eine Umkehr zum Besseren sich voll-
ziehen sollte und, dafs die städtischen Körperschaften sich
der Einsicht — die Anlagen unter fachmännischem Rat
herstellen zu lassen - ferner nicht mehr verschliefsen
wollten.

Leider ist man von dem richtigen Wege ahgebogen
und hat einen Pfad beschritten, der nimmermehr
zum glücklichen Ziele führen kann. Anstatt unter Zu-
ziehung erfahrener Gartenkünstler die Ausschreibung
eines Wettbewerbs selbst in die Hand zu nehmen und aus
Stadtmitteln die für Preise nötigen Gelder — es sollen
5000 Mark dafür beantragt worden sein — zu bewilligen,
überwies der Rat zu Dresden die Austragung der Kon-
kurrenz auf Ansuchen der Gartenbaugesellschaft „Feronia"
für die von ihr im Frühjahr in Dresden beabsichtigte
Ausstellung und zwar hauptsächlich wohldeshalb, weil die
erforderlichen Preise auf Kosten des Ausstellungsunter-
nehmens beschafft werden sollen, also nicht dem Konto
der Stadt zur Last fallen! Es ist jedoch nicht zu erhoffen,

dafs bei diesem Ausschreiben ein auch nur einigermafsen
zufriedenstellendes Ergebnis erreicht werden wird, wie aus
dem folgenden hervorgeht.

II.

Auf's lebhafteste ist das geringe Mafs von Sach-
kenntnis und Gründlichkeit zu beklagen, mit dem in dieser
für die deutsche Gartenkunst nicht weniger als für die
Stadt Dresden hochwichtigen Angelegenheit zu Werke
gegangen ist. Wohl noch niemals sind für ein Preisaus-
schreiben so unvollständige, unklare und geringwertige
Unterlagen an Plänen, weniger ernste und undurchdachte
Programme und Erläuterungen hinausgesandt worden, als
in diesem von der Grol'sen Deutschen Gartenbau-Ausstellung
in Dresden 1900 veranstalteten Wettbewerb. Und doch
bietet gerade diese Arbeit die beste Gelegenheit zur Auf-
stellung eines glücklichen Programms.

Bs scheint, als ob der Wettbewerb noch in letzter
Stunde möglich geworden ist, so dafs die Eile und Hast,
in der die Unterlagen haben hergestellt werden müssen,
manches entschuldigen mag. Der Vorwurf aber bleibt be-
stehen, dafs man die Arbeitskraft bedeutender Männer in
Bewegung zu setzen sucht für eine Preisbewerbung um eine
Sache, die wegen ungenügender Vorbereitung zu einem
gedeihlichen Erfolge sicher nicht führen kann.

Besonders verwundern hierbei mufs es, dafs die Stadt-
verwaltung von Dresden eine für sie so hochwichtige
Angelegenheit einer Ausstellung zur Aburteilung über-
giebt, wo nach Lage der Verhältnisse und unter dem Hin-
und Zugehen des Publikums und der Begutachtung noch
anderer Arbeiten, welche den Preisrichtern vorliegen, sie
weder die erforderliche Zeit noch Ruhe finden können, die
zu einer eingehenden Prüfung, Würdigung und Beurteilung
der Bewerbungen unbedingt erforderlich und notwendig sind.

Wie konnte die Ausstellungsleitung einen so wichtigen
Wettbewerb, wie der König Albert-Park es ist, für einen
so kurzen Einlief'erungstermin ausschreiben! — sie mufste
sich doch sagen, dafs es nicht möglich ist, innerhalb von
kaum 10 Wochen und an der Hand so gänzlich unge-
nügender Unterlagen, in dem an sich schon sehr arbeits-
reichen Frühjahr, eine zutreffende, würdige und durch-
dachte Lösung der Aufgabe herbeizuführen.

In dem Programm fehlen die wichtigsten Angaben für
die Beurteilung der Situationsunterlage; der dritte Teil des
Terrains entbehrt die Angaben über die Bodenformationen.
Das Gelände über dem Moritzburg-Pillnitzer Wege wechselt
besonders im Süden ziemlich stark und steigt bis auf
30 m über der Chaussee an. Es leuchtet von selbst ein,
dafs hier die Höhenlinien unbedingt erforderlich sind, um
so mehr, als das ansteigende Terrain einen stark be-
wegten Höhenzug bildet. Desgleichen fehlen die Höhen-
linien in dem Teile um das „Fischerhaus."

Ebenso notwendig war es, die Bodenverhältnisse und
Felsenbildungen genau anzugeben resp. aufzutragen, die
letzteren, soweit sie zu Tage treten und bis dahin, wo sie
sich bis auf 1 m Tiefe unter der Erde verlaufen. Auch
fehlen Ergiebigkeitsangaben über die Wasserläufe als
Grundlage für die Projektierung der verlangten Teich-
anlagen. Es mufste weiter der vorhandene Baumbestand
 
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